Von Stephan Feuerstein
Einmal mehr gehen wir an dieser Stelle auf das Thema Saisonalität ein. Dies hat aber auch einen Grund, denn nicht zuletzt haben die vergangenen Monate einmal mehr gezeigt, dass es sinnvoll ist, sich an gewissen Mustern zu orientieren. Nicht, dass hier ein Missverständnis entsteht: Eine Anlageentscheidung ausschließlich darauf aufzubauen, ob es aktuell März oder April ist, dürfte sich nicht als belastbares Modell erweisen. Dennoch bereichert die Erkenntnis, wie sich die Märkte üblicherweise im Jahresverlauf entwickeln, den persönlichen Tradingstil ungemein. Entgegen übergeordneter Trends zu handeln, dürfte sich auf Dauer als wenig lukrativ und vor allem als sehr riskant erweisen. Hier ist eben auch der saisonale Verlauf als „übergeordneter Trend“ zu sehen.
Saure Gurkenzeit steht bevor
Noch ist es nicht soweit, aber ab Mai spricht die Statistik eher gegen einen Erfolg mit steigenden Notierungen. In der Regel sind die Sommermonate von einer eher durchwachsenen Tendenz geprägt. Besonders kritisch werden dann der August und der September, in denen man am besten Urlaub macht und der Börse fernbleibt. Erst ab Oktober beginnt dann mit den letzten drei Monaten des Jahres eine sehr gute Phase, in welcher jeder Monat stärker als der vorausgegangene ist. Januar und Februar sind dann im Schnitt leicht in der Pluszone, März in der Regel etwas freundlicher. Und dann eben der April, der im Vergleich der vergangenen 35 Börsenjahre im Durchschnitt der beste Börsenmonat ist. Auch bei Betrachtung der vergangenen 15 Jahre schneidet der April immer noch als bester Börsenmonat ab. Bislang scheint sich der Dax ganz im Rahmen dieser „Vorgabe“ zu entwickeln und hat im April erst ein neues Allzeithoch erklommen. Für die restlichen Tage des aktuellen Monats sollte daher ein weiterer Anstieg nicht überraschen.
Kurz- oder langfristig?
Ist man eher ein langfristig orientierter Investor, sollte es nicht überraschen, wenn sich in den kommenden Monaten noch einmal tiefere Einstiegsniveaus ergeben. Die Geldpolitik der Notenbanken, aktuell speziell der EZB, dürfte den Aufwärtstrend an den Aktienmärkten weiter befeuern, so dass sich ein etwas üppiger Rücksetzer durchaus zum Einstieg anbieten würde. Nur könnte es sich als lohnend erweisen, aktuell eben nicht mehr auf den mit Hochgeschwindigkeit fahrenden Börsenzug aufzuspringen. Oder zumindest die aktuellen Trades dann als sehr spekulativ einordnen und mit entsprechenden Stoppkursen zu arbeiten. In jedem Fall sollte man sich aber nicht von der Gier leiten lassen, die angesichts der hohen Börsennotierungen über kurz oder lang die meisten von uns befallen dürfte. Denn der Erfolg an der Börse liegt in besonderem Maße eben darin, sich genau davon zu befreien.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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