Von Marc Nitzsche
Bereits seit längerem leidet die europäische Stahl-Branche neben eigenen Über-Kapazitäten vor allem unter stetig steigenden Billig-Importen aus China und – nach dem Rubel-Verfall – auch aus Russland. In den vergangenen Monaten wurde diese schwierige Situation durch eine offenbar rückläufige Nachfrage verschärft. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Wirtschaftsvereinigung Stahl unlängst mit wenig erfreulichen Ausstoß-Zahlen für das Auftakt-Vierteljahr 2015 aufwartete. Daher darf man sich zu Recht die Frage stellen, ob der nachlassende Bedarf nur eine Momentaufnahme oder ein ernstzunehmendes konjunkturelles Warn-Signal ist?
Deutscher Ausstoß im ersten Quartal gesunken
Laut den Experten des Stahl-Verbandes ist die deutsche Rohstahl-Produktion in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres gegenüber dem ersten Quartal 2014 um 2 Prozent auf 11,1 Millionen Tonnen gesunken. Wie unbefriedigend sich die Nachfrage entwickelt hat, erkennt man insbesondere daran, dass die Produktion hierzulande im Januar auf Jahressicht noch leicht gestiegen war, während im März ein Minus um 4,4 Prozent auf knapp 3,9 Millionen Tonnen zu Buche stand. Dennoch ist die Branche für das Gesamtjahr weiterhin verhalten optimistisch.
So rechnet die deutsche Stahl-Vereinigung für 2015 mit einem Anstieg der Produktion um immerhin 1 Prozent. In Europa soll der Ausstoß dem Verband Eurofer zufolge in diesem Jahr um 1,9 und 2016 sogar um 2,6 Prozent anziehen. Mut macht unter anderem das Wachstum von gut 2 Prozent im Bereich warmgewalzten Stahl-Erzeugnissen in den ersten beiden Monaten. Somit dürfte die jüngste Nachfrage-Schwäche primär saisonale Ursachen gehabt haben.
Marc Nitzsche ist Herausgeber des Rohstoff-Trader.
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