Von Stephan Feuerstein
Am Freitag ging es ganz plötzlich, dafür aber durchaus deutlich nach unten. Jetzt kann man natürlich darüber diskutieren, wer das bereits wann erkannt hat oder eben auch nicht. Lustig waren teilweise die Kommentare des einen oder anderen „Profis“, die nach Handelsschluss dann etwas ganz Großes kommen sahen (oder noch erwarten). Im Endeffekt war es ein kleiner „Ausverkauf“, den aber viele abermals als Gelegenheit sahen, doch wieder günstig einzusteigen. Erschreckender ist die Tatsache, dass es offenbar bei Bloomberg ein technisches Problem gab, das möglicherweise seinen Teil zum Rückgang beigetragen hat. So steht bei Banken und Finanzdienstleistern ein solches Informationsterminal. Ein Ausfall dieses Terminals führt dazu, dass man teilweise vom Informationsfluss abgeschnitten ist. Ob und wieviel dieses Problem tatsächlich zum Kursrutsch beigetragen hat, lässt sich wohl nicht abschließend klären. Wenn es aber tatsächlich einen Einfluss hatte, offenbart sich eine Schwachstelle, die so offensichtlich keiner so im wahrsten Sinne des Wortes „auf dem Schirm“ hatte.
Zeiten werden wieder rauher
In jedem Fall zeigt die Tendenz vom Wochenschluss aber auch, wie der Verlauf der künftigen Wochen aussehen könnte. So dürfte der im Herbst des vergangenen Jahres gestartete Aufwärtstrend allmählich zumindest unterbrochen werden. Saisonal betrachtet beginnt ab Mai die „Saure-Gurken-Zeit“ an der Börse, hier kommt es zu weniger geradlinigen Trends und zu mehr schwankungsfreudigen Bewegungen. Ohne gleich den großen Crash heraufzubeschwören, werden die kommenden Monate zumindest schwieriger werden. Einen etwas üppigen Rücksetzer könnte man dann eventuell in den statistisch schlechtesten Börsenmonaten August und September erwarten. Bis dahin könnte der Verlauf in diesem Jahr möglicherweise etwas dem des vergangenen Jahres ähnlich sein.
Ist das Glas halbvoll oder halbleer?
Damit scheint es so, als ob wir bis im Spätsommer ein tieferes Kursniveau am Aktienmarkt sehen könnten. Voraussichtlich wird dies unter entsprechenden Schwankungen erreicht werden. Da sich aber an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank in den kommenden Wochen voraussichtlich keine Änderung ergibt, die aktuelle Geldpolitik in der exportorientierten deutschen Wirtschaft aber sehr positive Spuren hinterlassen sollte, dürfte sich mit einer Abschwächung der Aktienkurse in den Sommermonaten dann endlich auch wieder ein Niveau ergeben, bei dem auch langfristig orientierte Investoren interessante Kaufgelegenheiten sehen. Ein möglicher Rücksetzer in den kommenden Wochen und Monaten kann daher negativ oder positiv bewertet werden – je nach Standpunkt des Betrachters.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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