Von Stephan Feuerstein
Die Bilanzsaison ist wieder einmal in vollem Gange und so rückt der Blick der Anleger aktuell etwas mehr auf die einzelnen Unternehmen und damit auch etwas weg vom weltpolitischen Geschehen. Kurzfristig könnten daher positive Impulse von der Unternehmensseite kommen und die Aktienmärkte dann noch einmal etwas nach oben drücken. Insgesamt beginnt nun allmählich aber eine saisonal traditionell schwierige Phase, die bis in den September anhält („sell in may...“). Es sollte also nicht überraschen, wenn das aktuelle beziehungsweise sogar ein deutlich tieferes Kursniveau in den kommenden Wochen noch einmal erreicht wird. Es stellt sich damit die Frage, ob nach rund sechs Monaten Rallye und einem Kursgewinn von zeitweilig rund 4.000 Punkten im Dax man nicht lieber auf ein „reinigendes Gewitter“ wartet, um sich dann zu günstigeren Notierungen zu positionieren.
Zinsen im Blick
Besonderes Augenmerk verdient in dieser Woche – trotz aller Unternehmenszahlen – die Sitzung der US-Notenbank. Wenngleich das „Damoklesschwert“ Zinswende weiterhin über den Notierungen hängt, dürften die zuletzt schwächeren Konjunkturdaten aber keinen Impuls für eine Zinsanhebung mit sich bringen, so dass die Mehrheit der Analysten damit auch noch nicht rechnet. Allerdings darf man auf den Wortlaut gespannt sein beziehungsweise darauf, welche Schlüsse man daraus ableiten kann. Allerdings sorgt die Geldflut der Europäischen Zentralbank aktuell für unabhängigere Notierungen an den europäischen Börsen. Der geöffnete Geldhahn der EZB sollte daher auch weiterhin ein wunderbarer Treibsatz für steigende Kurse darstellen und steht damit auf den ersten Blick etwas im Widerspruch zum üblichen saisonalen Verlauf. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich daraus aber sogar eine interessante Perspektive: Sollte der Markt tatsächlich zu einer Korrektur in den tendenziell schwächeren Sommermonaten neigen, so bietet sich dieses Niveau im Hinblick auf die expansive Geldpolitik der EZB an, sich dann für den nächsten Aufschwung zu positionieren. Es wird aber auch dann so wie immer sein, dass es keine offizielle „Jetzt-einsteigen-Glocke“ gibt.
Achtet man aber auf die Zwischentöne des Marktes, so lässt sich anhand des Verhaltens der Masse und damit anhand der Börsenstimmung durchaus ein Bereich erkennen, in dem es gefährlicher wird (aktuell) beziehungsweise in dem es wieder eine Gelegenheit gibt. Wird wieder in branchenfremden Medien das Thema Börsencrash aufgegriffen, ist der Zeitpunkt für einen Einstieg gekommen. Bis dahin werden die Trends nicht mehr so geradlinig wie noch zum Jahresauftakt verlaufen. Vielmehr ist mit deutlich mehr „Hin und Her“ zu rechnen, so dass der Verlauf der vergangenen Tage durchaus einen kleinen Vorgeschmack auf die kommenden Wochen gibt. Dennoch gibt es auch hier immer wieder die eine oder andere Gelegenheit, wenngleich diese nicht mehr ganz so einfach zu finden ist, wie das noch vor einigen Wochen der Fall war.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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