Von Stefan Böhm
Der Dax erholte sich zu Wochenbeginn deutlich, nicht zuletzt weil die EZB weitere Anleihekäufe ankündigte. Enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland konnten die positive Stimmung nicht bremsen. Der US-Index S&P 500 stieg sogar auf ein neues Allzeithoch, obwohl zuletzt überwiegend schwach ausgefallene Wirtschaftszahlen aus den USA die Stärke des Aufschwungs dort ernsthaft in Frage stellen.
Ist es also egal, ob die Konjunkturdaten gut oder schlecht ausfallen, die Aktienkurse steigen so oder so? Ganz so ist es nicht. Die positive Tendenz der US-Wirtschaft ist bislang nicht bedroht, der Aufschwung ist offenbar nur etwas schwächer als gedacht. Sollte die US-Konjunktur tatsächlich einbrechen, dann würde dies grundsätzliche Zweifel an der Wirksamkeit der Geldpolitik wecken. Ein Kurssturz an der Börse wäre dann wahrscheinlich. Doch damit rechne ich nicht. Aber auch wenn sich die Konjunkturdynamik stark beschleunigen und der Preisdruck zunehmen sollte, wäre das nicht gut für den Aktienmarkt. Dann wäre mit schnellen Zinserhöhungen durch die US-Notenbank zu rechnen. Die aktuelle Situation zwischen beiden Extremen ist daher das beste Umfeld für die Börse.
Angst vor Grexit nimmt wieder zu
Das heißt nicht, dass es keinen heftigen Kursrutsch geben könnte, aber dafür wäre ein besonderes Ereignis nötig, wie beispielsweise eine Pleite Griechenlands. Die Sorge vor dem Grexit belastete auch zu Wochenbeginn zunächst wieder einmal die Aktienkurse in Europa. Tatsächlich könnten in den nächsten Tagen in Europa aber wieder verstärkt die Konjunkturdaten in den Blickpunkt rücken. Ohnehin waren es zuletzt vor allem die Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung in der Eurozone, die die Angst vor einem Grexit in Grenzen hielten.
Während aber Länder wie Frankreich positiv überraschten, waren die Zahlen aus Deutschland eher enttäuschend, das gilt auch für den am Dienstag veröffentlichten Index der ZEW-Konjunkturerwartungen. Diese Tendenz wird auch für die Einkaufsmanagerindizes am Donnerstag erwartet: Die Prognosen gehen für Frankreich von einem Anstieg und für Deutschland von einem leichten Rückgang aus. Sollten die Zahlen über den Erwartungen liegen, dann dürfte dies den europäischen Börsen weiteren Auftrieb geben. Zumindest für Deutschland ist aber eine Verschlechterung der Stimmungsindikatoren zu befürchten. Auch der Ifo-Geschäftsklimaindex ist derzeit besser als die Lage und könnte daher am Freitag enttäuschen. Trotzdem ist aber der positive Konjunkturtrend in Deutschland dadurch nicht in Frage gestellt, nur die Dynamik ist schwächer als gedacht.
Fazit: Das Chartbild beim Dax hat sich mit dem Anstieg über den Widerstand bei 11.700 Punkten aufgehellt. Von einer echten Wende nach oben sollte man aber noch nicht ausgehen, denn nach wie vor gibt es erhebliche Belastungsfaktoren – wie beispielsweise Griechenland. Auch negative Konjunkturdaten könnten die Stimmung wieder eintrüben. Immerhin ist eine Fortsetzung der Korrektur charttechnisch vom Tisch. Wahrscheinlich ist stattdessen eine Seitwärtsbewegung im Bereich zwischen 11.200 und 12.000 Punkten.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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