Von Stefan Böhm
Der deutsche Aktienmarkt driftet weiter nach unten. Die Kurse reagieren dabei auf jedes Gerücht zur Griechenlandkrise nervös. Dazu kommt, dass sich viele Anleger vor der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am Freitag lieber zurückhalten. Neben Griechenland beschäftigt weiterhin vor allem die Geldpolitik in den USA die Märkte. Nachdem es in der vergangenen Woche recht ruhig zuging, werden in dieser Woche wieder zahlreiche Konjunkturdaten veröffentlicht. Das dürfte für Turbulenzen sorgen. Sollten die Zahlen die Erwartungen übertreffen, dann muss dies nicht gut für den Aktienmarkt sein, denn damit steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung und das schmeckt den Börsianern nicht. Ein Kursrückgang infolge starker Konjunkturdaten wäre aber nur eine kurzfristige Reaktion, mittelfristig profitiert der Aktienmarkt von einer starken Wirtschaft. Am Montag wurden besser als erwartete Zahlen zum ISM-Index und zu den Bauinvestitionen veröffentlicht.
An den Börsen wartet man aber vor allem auf die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag, denn diese sind auch für die US-Notenbanker entscheidend. Sollte die Beschäftigung wie im April erneut um mehr als 200.000 zunehmen und auch die Stundenlöhne um 0,3 Prozent oder mehr steigen, dann würde die Zinserhöhung näher rücken. Die Aktienkurse könnten daraufhin durchaus nachgeben. Einen wichtigen Hinweis wird bereits der ADP-Arbeitsmarktreport am Mittwoch geben.
Positive Impulse durch EZB-Sitzung möglich
Ebenfalls am Mittwoch (statt wie sonst üblich am Donnerstag) findet die EZB-Sitzung statt. Fundamental Neues ist nicht zu erwarten, auch keine konkreten Aussagen zu Griechenland. Es werden aber neue Wachstums- und Inflationsprognosen bekannt gegeben – und die dürften eher etwas besser ausfallen. Allerdings werden die Notenbanker trotzdem jede Spekulation zurückweisen, das Anleihekaufprogramm könnte früher enden als bisher geplant. Für den deutschen Aktienmarkt rechnen wir dadurch eher mit positiven Impulsen. das gilt auch für die am gleichen Tag zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten aus Europa (Einzelhandel, Arbeitsmarkt).
Der Dax kam in den vergangenen Tagen weiter unter Druck und fiel zeitweise unter die Unterstützung bei 11.300 Punkten. Der Index testet nun die ehemalige kurzfristige Abwärtstrendlinie. Eine weitere wichtige Unterstützung liegt bei 11.200 Punkten. Auch im Langfrist-Chart steht der Dax mit dem Test der Aufwärtstrendlinie vor einer wichtigen Entscheidung. Ein erneuter Test der Unterstützung bei 11.200 Punkten wäre nicht überraschend.
Fazit: Angesichts der Vielzahl von Konjunkturdaten und immer neuer Gerüchte zu Griechenland dürfte die Woche turbulent bleiben. Die Hängepartie an den Börsen geht daher weiter. Zudem werden sich gerade in Europa voraussichtlich viele Akteure wegen des Feiertags am Donnerstag lieber zurückhalten. Ein weiteres Absinken des Dax, eventuell bis zur Unterstützung bei 11.200 Punkten, ist daher wahrscheinlich. Mit einem großen Knall rechne ich aber nicht. Neue Nachrichten zu Griechenland können aber jederzeit zu Kurssprüngen führen – auch nach oben.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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