Von Stefan Böhm
Die Börsen geraten derzeit in einen Abwärtsstrudel, wofür vor allem die Unsicherheit wegen Griechenland verantwortlich ist. Die Euro-Länder bereiten sich offenbar mit einem Notfallplan auf eine Pleite Griechenlands vor. Der Dax fiel auf den tiefsten Stand seit Mitte Februar. Überraschend schwache Konjunkturdaten aus den USA sorgten zudem auch an der Wall Street für einen schlechten Wochenauftakt.
Griechenland-Drama geht weiter
Das Pokern mit Griechenland wird bis zur letzten Minute anhalten. Und die ist noch nicht gekommen. Am 30. Juni könnte es aber soweit sein, denn dann steht die Rückzahlung der IWF-Kredite an. Sollte Athen diese nicht bedienen können, dann gilt das technisch als Zahlungsunfähigkeit (praktisch ist Griechenland schon längst insolvent). Eigentlich will keiner den Grexit, aber die Nerven der Verhandlungspartner liegen zunehmend blank, so dass irrationale und unkontrollierbare Entwicklungen alles andere als ausgeschlossen sind. Die nächste Möglichkeit, sich zu einigen, ist am Donnerstag, denn dann treffen sich die EU-Finanzminister. Es steht aber zu befürchten, dass es auch hier (noch) keine Lösung geben wird. Diese Ungewissheit verunsichert alle. Viele Börsianer trennen sich unter diesen Umständen lieber von ihren Aktien oder Longpositionen.
Wirklich panisch sind die Märkte aber (noch) nicht. Das zeigt sich auch am Euro, der sich gegenüber dem US-Dollar in den vergangenen Tagen sehr stabil entwickelte. Angst vor einem Zusammenbruch der Eurozone sieht anders aus. Tatsächlich blickt man am Devisenmarkt derzeit mehr auf das Treffen der US-Notenbanker am Mittwoch. Wie die meisten Beobachter rechne auch ich damit, dass sich die US-Notenbanker eher zurückhaltend äußern, was die Zinswende betrifft. Diese Aussicht drückt auf den US-Dollar und hilft dem Wechselkurs Euro/Dollar nach oben.
Fazit: Griechenland überschattet derzeit alles. Auch ich weiß nicht, was bei einer Pleite des Landes geschieht. Kurzfristig wird das mit Sicherheit für weitere heftige Turbulenzen an den Märkten sorgen. Aber eine Pleite bedeutet nicht automatisch den Grexit. Auch dann werden die Verhandlungen mit den Geldgebern weitergehen. Ich denke, dass sich die Auswirkungen einer Pleite Griechenlands auf die Eurozone in Grenzen halten würden. Charttechnisch nimmt der Dax nach dem Bruch der Unterstützung bei 10.900 Punkten nun die Marke von 10.650 Punkten ins Visier.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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