Von Thomas Grüner
Die Medien sind voll davon: Gelingt auf dem nächsten EU-Gipfel keine Einigung, verfallen die Milliardenhilfen aus dem in einer Woche endenden Hilfspaket für Griechenland – die Staatspleite stünde dann unmittelbar bevor. Nähert sich die „unendliche Tragödie“ ihrem Ende? Schließlich ist eine griechische Pleite bereits seit dem Jahr 2010 Diskussionsgegenstand. Die wichtige Frage hierbei lautet: Wie geht es im Fall der Fälle weiter mit der Eurozone – droht der Kollaps, wenn Griechenland wegbricht?
Es ist vor allem der Ansteckungseffekt, der von deutschen Anlegern gefürchtet wird. Die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit Griechenlands ist unbestritten. Die Hellenen sind für weniger als 2 Prozent des europaweiten BIP verantwortlich. Insbesondere im globalen Zusammenhang ist der wirtschaftliche Einfluss verschwindend gering – selbst einzelne US-Unternehmen spielen eine größere Rolle. Eine Pleite in dieser Größenordnung wäre keine wirkliche Gefahr für die globale Konjunktur. Wie steht es aber um diesen „Ansteckungseffekt“?
Hilfreiche Isolation
Griechenland ist inzwischen fast zum „Einzelfall“ mutiert. Während Rettungspakete wirkungslos verpuffen, Reformen und sinnvolle Wirtschaftspläne ausbleiben, können sich beispielsweise Spanien und Italien weiterhin zu Top-Konditionen am Kapitalmarkt refinanzieren. Der Markt hat diese Isolation bereits antizipiert.
Viele Menschen haben eine regelrecht naive Vorstellung vom Euro. Der Euro ist kein technisches Gerät oder ein fragiler Gegenstand – er geht nicht automatisch kaputt, wenn ein Stück abbrechen sollte – sich also ein Mitgliedsland verabschiedet. Auch wenn die zerbrochene Euro-Münze auf den Titelblättern der Medien natürlich immer wieder mächtig Eindruck schindet. Es handelt sich beim Euro nicht um ein starres, sondern um ein flexibles und dynamisches Konstrukt. Gestartet wurde die Eurozone mit 11 Nationen, heute sind es 19. Warum sollte man sich nicht von einem Mitglied verabschieden dürfen? Jedes Unternehmen versucht, unproduktive Sparten neu zu strukturieren. Gelingt dies nicht, wird die Reißleine gezogen und auch mal ein Geschäftszweig eingestellt. Bricht das komplette Unternehmen deshalb auseinander? Nein. Es wird stabiler und effizienter.
Groß ist wichtig – klein ist unwichtig
Das Marktumfeld ist immer noch skeptisch, auch nach sechs Jahren im laufenden Bullenmarkt. Negative Meldungen erlangen weiterhin die volle Aufmerksamkeit der Anleger, übergeordnete – positive! – Faktoren nicht. Nur ein repräsentatives Beispiel: „Die Griechenland-Pleite kostet Milliarden!“ Leider wahr und die Medien sticheln den deutschen Steuerzahler mit großem Erfolg. Denn in der Tat hat sich Griechenland immun gegenüber jeglichen Rettungsversuchen gezeigt. Auf der Gegenseite sorgt das Niedrigzinsumfeld für eine gigantische Entlastung des deutschen Bundeshaushaltes in Milliardenhöhe, schließlich hat Deutschland mehr als 2 Billionen Euro Schulden! Betrachten Sie immer beide Seiten, und konzentrieren Sie sich als Anleger auf übergeordnete Dinge! Griechenland ist pleite und die globale Konjunktur läuft – mit diesen Verhältnismäßigkeiten können global orientierte Anleger durchaus leben.
Fazit: Warum hat die Lehman-Pleite im Jahr 2008 die Märkte so hart getroffen? Weil die Nachricht völlig unerwartet und wie eine Bombe eingeschlagen hat. Eine griechische Pleite dagegen wird seit mehr als fünf Jahren diskutiert und würde niemanden mehr überraschen. Achten Sie auf die übergeordneten und wirklich wichtigen Dinge, lassen Sie sich nicht von Griechenland ablenken und zu unüberlegten Handlungen verleiten!
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Thomas Grüner ist Firmengründer und Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments GmbH. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.
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