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Schandfrieden von Brüssel?

Freitag, 3. Juli 2015 um 23:14

Von Bernd Niquet

Da habe ich mich tatsächlich mächtig geschnitten mit dem, was ich zuletzt über Griechenland geschrieben habe. Doch das ging ja fast allen so. Niemals habe ich gestandene Politiker wie Martin Schulz so ratlos und verblüfft gesehen.

Mich hat Griechenland allerdings schon immer verblüfft, vor allem als Berliner. Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen ersten Griechenlandurlaub. Wenn der Berliner nämlich etwas nicht will, sagt er nicht Nein, sondern Nee. Nee (geschrieben Nai) bedeutet im Griechischen jedoch Ja. Das war ziemlich verwirrend: „Magst du noch ein Bier?“ „Nee!“ Wir haben diese Szene bestimmt hundert Mal gespielt.

Betroffen gemacht hat mich bereits damals Anfang der 80er Jahre, dass der Fisch, den wir an der Küste des Peloponnes gegessen haben, stets importierte Tiefkühlware war. Wir haben mit den Gastwirten gesprochen und in ihre Truhen geschaut. Griechenland konnte sich damals nicht einmal mit Fisch selbst versorgen.

Heute sind die Widersprüche allerdings noch weit größer: Da soll jetzt also am Sonntag über einen Vorschlag abgestimmt werden, den es schon längst nicht mehr gibt. Und mit einem Nein als Ergebnis sieht die Regierung in Athen ihre eigene Verhandlungsposition gestärkt, obwohl damit jedoch vielmehr jede Verhandlungsgrundlage für ein weiteres Hilfsprogramm zerstört sein würde.

Das muss man erst einmal verstehen.

Logisch wird das alles erst, wenn man annimmt, dass die griechische Regierung eigentlich gar kein Abkommen möchte, sondern einen Präzedenzfall schaffen will, aus dem heraus es dann für sie aufgrund der Einmaligkeit des Falles eine Extralösung gibt. Also gleichsam eine griechische Extrawurst.

Obwohl ich mich zuerst sehr über das Verhalten der griechischen Regierung geärgert habe, bin ich jetzt eher über deren Verhalten erleichtert. Und ich hoffe auch nicht mehr, dass die Griechen mit Nee/Nai stimmen, sondern dass sie Nein sagen und die Sache mit einem Hilfsprogramm damit erledigt ist.

Dann gewähren wir den Griechen humanitäre Hilfe – und das ist es dann. So haben wir das Ding vom Hacken. Hoffentlich. Und alle werden sehen, dass dadurch weder der Euro auseinanderbricht noch die europäische Idee stirbt, sondern dass wir anschließend viel enger zusammenstehen.

Wenn ich höre, was Frau Merkel wohl so alles noch angeboten hat, um die Verhandlungen kurz vor Toresschluss doch noch zu einem guten Ende zu bringen, bin ich regelrecht froh, dass diese Politclowns sie noch geschmissen haben.

Denn das wäre die wirkliche Katastrophe gewesen – für uns alle. Was jetzt hingegen (hoffentlich) passieren wird, ist da weit angenehmer.

Wobei ich bei allem, was ich von offizieller Seite aus Griechenland höre, immer an eine Parallelität zur deutschen Geschichte denken muss, als auch bei uns plötzlich eine extremistische Regierung an die Macht kam, die uns im Würgegriff teuflischer Gläubiger sah.

Zum Glück sind wir da heute weiter – und zwar alle. Zumindest in Europa.

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

****************** ACHTUNG! Neues Buch: **********************

Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.

Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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