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Das griechische Mißverständnis

Freitag, 10. Juli 2015 um 22:31

Von Bernd Niquet

Niemals hätte ich gedacht, dass ich das, was ich bisher nur aus den Geschichtsbüchern kenne, jetzt tatsächlich noch einmal live miterleben erleben könnte. Griechenland ist derzeit ein Paradebeispiel dafür, wie eine Ökonomie funktioniert beziehungsweise nicht funktionieren kann.

Wenn das Bankwesen ausfällt und das Geld knapp ist, wird die Wirtschaft in den Abgrund gerissen. Das ist das Allerschlimmste, was passieren kann. Die Inflation ist dagegen nur die zweitschlimmste Möglichkeit. Mit ihr kennen wir uns ja aus, doch so etwas, was jetzt in Griechenland passiert, hat fast kein heute lebender Mensch mehr in Deutschland erlebt. Ich denke an die Pleite der Danatbank 1923.

Was mich an der Diskussion um Griechenland fast zur Weißglut bringt, ist, wie hier jeder alles so umdefiniert, wie er es gerade braucht. Da gibt es zwei Schlüsselbegriffe, das sind „Sparen“ und „Strukturreform“, die ständig durcheinandergebracht vertauscht werden.

(Natürlich haben Strukturreformen wie die Einführung eines effizienten Steuersystems auch einen direkten Einfluss auf das Staatsbudget, weil der Sparzwang durch Einnahmesteigerungen gemildert wird, doch man kann und muss das thematisch trennen.)

Ich denke, die EU hat vor allem zwei entscheidende Fehler gemacht:

(1) Es war falsch, den Griechen die Entscheidungen über Sparbeschlüsse plus Strukturmaßnahmen selbst zu überlassen. Ich weiß, man wollte in die Souveränität des Landes nicht eingreifen, doch es hat nicht funktioniert. Deshalb darf sich das nicht noch einmal wiederholen.

(2) Es war fatal, dass Griechenland so extrem gespart hat, ohne vorher die entsprechenden Strukturmaßnahmen durchzuführen. Die Kritik am Sparkurs ist daher berechtigt. Falsch ist jedoch, im selben Satz nicht gleichzeitig zu sagen, dass bereits vor Jahren das Staatswesen vollkommen hätte reformiert werden müssen.

Die Fehler der Griechen tendieren dagegen gegen Unendlich. Unser Berliner Historiker Götz Aly hat es sicherlich genau auf den Punkt gebracht, als er gesagt hat, im Grunde genommen sei es in Griechenland niemals gelungen, ein geordnetes staatliches Verwaltungswesen herzustellen, Griechenland sei vielmehr auch heute noch eine in staatliche Form gegossene Beutegemeinschaft.

Betrachtet man vor diesem Hintergrund die Ereignisse, wird vieles viel klarer. Und ich muss immer an unsere Treuhandanstalt denken. So etwas brauchen wir heute für Griechenland. Dann würde das etwas werden.

Doch das ist nicht praktikabel, ich weiß. Ich fürchte jedoch, dass es deswegen auch nicht praktikabel sein wird, ihnen weiteres Geld zu geben.

Und dennoch bin ich sicher: Sie werden es bekommen.

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

****************** ACHTUNG! Neues Buch: **********************

Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.

Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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