Von Bernd Niquet
Es ist schrecklich, heute müssen wir nicht nur im normalen Leben hoffen, nicht an Verrückte und gänzlich Inkompetente zu geraten, sondern auch im Verbrechensbereich. Dass einem hier nicht wegen Inkompetenz, mangelnder Pläne und Voraussicht möglicherweise final die Kehle zugeschnürt wird.
Das bringt mich dann (doch noch einmal) zum Fall Griechenland, bei dem sich die Paradoxien tatsächlich multiplizieren – und das sogar auf beiden Seiten:
Da ist jetzt also ein neues Reformpaket vom griechischen Parlament verabschiedet worden, das vorher im Rahmen einer Volksabstimmung von den Griechen in großer Mehrheit abgelehnt worden ist. Und es wird von einer Regierung begleitet, die von Anfang an und mit großer Mehrheit dagegen ist. Woran die anstehende Parlamentswahl jedoch nicht viel ändern wird.
Und bei uns? Da wird Geld bewilligt, von dem eigentlich jeder weiß, dass es verloren ist. Man redet vom Schuldenschnitt, bürdet jedoch Griechenland immer weitere Schulden auf.
Aber gut, letztlich zahlen wir die Mittel, die wir Griechenland jetzt bewilligt haben, an uns selbst zurück. Denn der Löwenanteil der Hilfskredite ist ausschließlich für den Schuldendienst vorgesehen, nämlich 54 von insgesamt 86 Milliarden Euro. Der Rest geht zum großen Teil für die Bankenrettung drauf, so dass für die Wirtschaft nicht mehr viel übrig bleibt.
Die griechische Wirtschaft wird damit weiterhin in Geiselhaft genommen. Doch anstatt zu sehen, dass sie sich gut entwickelt, wird ihr noch ein Stück weiter die Kehle zugedrückt durch Steuererhöhungen und Rentenkürzungen.
So kann das niemals funktionieren. Irgendwie sind die Parallelen zwischen dem Mordfall in Sachsen und dem in Griechenland nicht von der Hand zu weisen.
Da ist es beinahe ein Glück, dass es die Flüchtlinge gibt. Denn so können wir uns trefflich über ein Thema streiten, das mit uns vergleichsweise wenig zu tun hat. Auf jeden Fall leiden hier primär die anderen und nicht wir.
Das Schlimme an all dem ist, zumindest für mich, dass ich sowohl im Umgang mit Kriminellen als auch bei der Griechenland-Rettung und beim Flüchtlingsthema nicht weiß, wie man es viel besser machen könnte.
Alle Hilfe ist eben primär Selbsthilfe, das liegt wohl so in der Natur des Menschen. Natürlich gibt es Altruismus, doch der findet eben irgendwann und irgendwo eine Grenze.
Bei den Flüchtlingen ist diese Grenze jetzt wohl erreicht. Und bei Griechenland verstehe ich nur zu gut, dass man lieber einen schönen Spätsommer genießen möchte als einen frühen Winter. Wäre die Rettung des Landes jetzt nicht gelungen, wären alle unseren Garantien und Bürgschaften ein Ausfall, sofort und in voller Höhe von mehr als 90 Milliarden Euro.
So aber können wir jedoch weiter so tun, als würde sich dieses Thema in der Zukunft einmal gänzlich in Wohlgefallen auflösen. Und das ist doch schön!
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
****************** ACHTUNG! Neues Buch: **********************
Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.
Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php
Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.