Von Stephan Feuerstein
In der vergangenen Woche verkündete der chinesische Zentralbankchef Zhou das Ende des Börsencrashs. Dieser sei ohnehin nur ein „Platzen der Aktienblase“ und eben kein „Platzen einer Konjunkturblase“. Die Beruhigungsrhetorik führte dennoch nicht zu einem Ansturm der Aktienkäufer. Vielmehr betrachten vor allem westliche Analysten die Konjunkturdaten mittlerweile sehr kritisch und stellen auch die eine oder andere unbequeme Frage. Warum beispielsweise gelingt es China immer wieder, was anderen Industrienationen regelmäßig verwehrt bleibt: Die genaue Erfüllung des geplanten Konjunkturwachstums (aktuell sind für die nächsten vier bis fünf Jahre 7 Prozent Wachstum geplant), ohne dass die Zahl revidiert werden muss? Auch erstaunt die Geschwindigkeit, mit welcher die Statistikbehörde Wachstumszahlen veröffentlicht. Zum Vergleich: Hierzulande dauert es doch ein klein wenig länger mit der Aufarbeitung und Bekanntgabe der konjunkturellen Entwicklung. Es gibt also durchaus Gründe, der öffentlichen Zahl etwas Skepsis entgegenzubringen.
Eher optimistische Stimmen verweisen hingegen darauf, dass China die „dicke Finanzberta“ noch nicht ausgepackt hat, mit welcher die FED oder auch aktuell die EZB bereits mit ordentlicher Feuerkraft schießen. Dies sollte daher auch einer Abkühlung der chinesischen Konjunktur entgegenwirken, weshalb die aktuelle Schwarzmalerei der Pessimisten wohl klar überzogen zu sein scheint. Es gibt also zwei komplett gegensätzliche Ergebnisse der Entwicklung um die chinesische Konjunktur.
Saisonalität versus Rohstoffpreise
Als wären die genannten Fakten nicht bereits verwirrend genug, wägen wir aktuell nun auch noch die Saisonalität (September als statistisch schlechtester Börsenmonat) gegen die aktuell durchaus als günstig zu betrachtenden Rohstoffpreise ab. Letzteres dürfte einen weiteren Aufschwung der Wirtschaftsentwicklung begünstigen. Damit ist es auch nicht wirklich verwunderlich, wenn die Aktienmärkte nach den jüngst sehr heftigen Schwankungen derzeit auf der Stelle treten und fast schon etwas hilflos nach neuen Impulsen gieren. Ein solcher könnte schon in Kürze erfolgen. Oder eben auch nicht. Denn einmal mehr rätseln die Marktteilnehmer darüber, ob die US-Notenbank bereits im September oder doch erst im Dezember an der Zinsschraube drehen wird. In jedem Fall dürfte angesichts der niedrigen Zinsen in Japan und Europa eine große Zinswende nicht anstehen, da ein zu teurer US-Dollar die US-Wirtschaft entsprechend bremsen würde. Da diese aber noch längst nicht in einem heißgelaufenen Zustand angelangt ist, sollte ein Zinsschritt eher später als früher und eher kleiner als größer ausfallen.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.