Von Stefan Böhm
An den Börsen üben sich die Anleger vor der wichtigen Sitzung der US-Notenbank am 16. / 17. September lieber in Zurückhaltung. Derzeit schlägt das Pendel zwar eher in Richtung „keine Zinserhöhung“ aus, aber Auftrieb erhalten die Aktienmärkte dadurch nicht. Es gibt zu viele Unsicherheitsfaktoren. Der Dax driftete daher zuletzt wieder abwärts und fiel zeitweise bis zur Marke von 10.100 Punkten zurück.
Grundsätzlich sind Anleger hin- und hergerissen zwischen zwei gegensätzlichen Polen: Auf der einen Seite laden die moderaten Bewertungen an den Börsen und die expansive Geldpolitik zum Einstieg in Aktien ein. Angesichts von Niedrigzinsen bleiben Aktien eine der wenigen Möglichkeiten, um bei der Geldanlage Renditen zu erzielen. Das durchschnittliche KGV der Dax-Unternehmen liegt nach dem Kursrutsch der vergangenen Wochen bei 12,6, während der langfristige Durchschnitt 14,8 beträgt. Das lässt Spielraum für steigende Kurse.
Auf der anderen Seite steht die Furcht vor einer weiteren Konjunkturabschwächung in China und – damit verbunden – einer sich zuspitzenden Krise in wichtigen Schwellenländern. Das birgt das Risiko weiterer Kursverluste an den Börsen. Was behält die Oberhand?
Robuste Konjunktur in den USA und Europa
Für das positive Szenario spricht die nach wie vor robuste Konjunktur in den USA und die Erholung in Europa. Doch die Robustheit der Konjunktur in den USA und Europa wäre nicht von Dauer, wenn Chinas Wirtschaft ins Taumeln geraten sollte. Daher hängen die Aussichten der Weltwirtschaft vor allem am Reich der Mitte – und am starken Arm Pekings: Staatliche Investitionen in die Infrastruktur sollen die Konjunktur stützen. Ich denke: Die zahlreichen konjunkturstützenden Maßnahmen der chinesischen Regierung – von geldpolitischer Lockerung bis zu aktiver Wirtschaftsförderung – werden sich positiv auswirken. Das Wachstum wird sich nach einem Tiefpunkt im dritten Quartal wieder stabilisieren. Es gibt derzeit einfach keine Anhaltspunkte für eine Abwärtsspirale.
Fazit: Die Sitzung der US-Notenbank stellt in dieser Woche alles in den Schatten, auch die zahlreichen zur Veröffentlichung anstehenden US-Konjunkturdaten. Wenn aber die Entscheidung der FED gefallen ist, werden die Anleger ihren Blick wieder mehr auf die Wirtschaftsdaten richten – und die sehen nicht schlecht aus. Die allgemeine Unsicherheit dürfte langsam weichen und zu einer weiteren Stabilisierung an den Börsen beitragen. Beim Dax sollten Anleger derzeit vor allem auf die Unterstützung bei 9.930/10.000 Punkten achten.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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