Der 17. September wurde an den Märkten seit langem mit Spannung erwartet. Die Entscheidungsträger der amerikanischen Zentralbank (Fed) berieten über die Zinserhöhung, die schon seit Monaten Anleger überall auf der Welt zu wilden Diskussionen verleitete.
Doch die Fed kniff, der Leitzins wurde nicht erhöht. Der Nullzins, der seit über sechs Jahren gilt, bleibt vorerst erhalten. Die Fed nannte vor allem die Krise am chinesischen Aktienmarkt und die niedrige Inflation in den USA als ausschlaggebende Gründe für ihre Entscheidung.
Amerikanische Aktien reagierten mit einigen Kurssprüngen, sowohl nach unten als auch nach oben. Das zeigt, dass die Anleger im Hinblick auf die Fed Entscheidung gespalten sind.
Das Ausbleiben der Zinserhöhung wirkte sich jedoch nicht nur in den USA aus. Aktienmärkte rund um den Globus reagierten mit Kursschwankungen. Während chinesische Aktien profitierten, gab es in Japan und Deutschland Verluste.
DAX Anleger waren am Vortag der Fed Entscheidung zögerlich; niedrigste Intraday-Handelsspanne seit Monaten
Am Donnerstagmorgen, als das Marktgeschehen noch von Ungewissheit über die Entscheidung der Fed geprägt war, legten europäische Aktien zunächst zu. Der EURO STOXX 50 stieg um 0.21%, der DAX legte um 0.17% zu und auch der französische CAC 40 gewann 0.15%.
Auch wenn der DAX am Morgen zunächst gewann, zeigten sich Anleger im Verlaufe des Tages eher zurückhaltend. Der Handelstag spielte sich zwischen 10.270 und 10.210 Punkten ab, die geringste Intraday-Handelsspanne seit Monaten. Letztendlich schloss der DAX am Donnerstag dann bei 10.229,58 Punkten, nur 0.02% höher als der Vortagsschlusskurs.
Die amerikanischen Notenbanker verkündeten ihren Beschluss am Abend mitteleuropäischer Zeit, nachdem die deutschen Börsen schon geschlossen waren.
DAX startete am Tag nach der Fed Entscheidung im Minus; Unsicherheit unter Anlegern ist groß
Am Tag nach der Fed Entscheidung startete der DAX im vorbörslichen Handel relativ schwach. Kurz vor Mittag lag er bereits mit über 1% im Minus. Die amerikanischen Notenbanker haben also nicht zur Freude deutscher Anleger beigetragen.
Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel kommentiert: „Mit der aufgeschobenen Zinswende ist die Unsicherheit über die künftige Zinsentwicklung und den Weg der Wirtschaft in den USA gestiegen.“
Unsicherheit und Nervosität an den Märkten führt zu stärkeren Kursschwankungen. Außerdem zögern Anleger, in einem solchen Marktumfeld zu investieren.
Darüber hinaus hätte ein höherer Leitzins in den USA auch den Dollar weiter nach oben getrieben. Das wäre gut für deutsche Exportunternehmen gewesen. Am Tag nach der Fed Entscheidung legte der Euro im Vergleich zum Dollar zu und stand am Freitagmorgen bei 1.14 Dollar (im Vergleich zu 1.12 am Tag vor der Fed Entscheidung).
Eine Erhöhung des Leitzinses in den USA hätte jedoch auch Gefahren für deutsche Exporteure mit sich gebracht. Es hätte zu einem massiven Kapitalabfluss aus Schwellenländern kommen können, was die Nachfrage nach deutschen Produkten in diesen Märkten verringert hätte.
Neben Exporteuren äußerten sich auch Banken und Versicherer enttäuscht über die Entscheidung der Fed. „Wir hätten uns eine Entscheidung gewünscht, als erstes Zeichen der Hoffnung, dass die Zinswende auch bei uns etwas näher rückt,“ sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Vertreter der Bankenverbände äußerten sich ebenfalls kritisch und stellten die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Zentralbank in Frage.
Höherer Leitzins wäre anderen Anlageklassen zugute gekommen; nun könnte ein guter Zeitpunkt sein um in den DAX zu investieren
Auch wenn die momentanen Kursschwankungen im DAX eher von Unsicherheit geprägt sind, sollte die Entscheidung der Fed in den nächsten Wochen positive Effekte auf den deutschen Leitindex haben.
Eine leichte Erhöhung des Leitzinses hätte andere Anlageklassen attraktiver gemacht und auch den Geldabfluss in die USA erhöht. Da diese Effekte nun ausbleiben, könnte sich die Entscheidung der Fed in den nächsten Wochen durchaus positiv auf den DAX auswirken. Somit könnte nun ein guter Zeitpunkt sein, um DAX notierte Aktien zu kaufen.
13 der 17 Entscheidungsträger der Fed rechnen jedoch noch immer mit einer Erhöhung der Leitzinsen in diesem Jahr. Die nächsten Sitzungen des Offenmarktausschusses sind im Oktober und im Dezember. Es bleibt also spannend.
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