Von Bernd Niquet
Der Flüchtlingszustrom nach Deutschland wird immer größer und immer schneller. Je nach Quelle waren es in den vergangenen zwei Wochen 150.000 Flüchtlinge und in den vergangenen drei Wochen 230.000.
Das birgt neben der schlechten auch eine gute Nachricht: Wenn das so weitergeht, sind das mehr als 6 Millionen binnen eines Jahres, dann wären die Lager an Syriens Grenze leer und alle Insassen in Deutschland. Dann ist der Zuzug erst einmal vorbei.
Zwei Dinge haben sich in den vergangenen ein bis zwei Wochen verändert, wie ich finde. Und auch das birgt eine gute und eine schlechte Nachricht. Erstens: Die Matrix wird löcheriger, die Presse beginnt, wieder freier zu berichten.
In manchen Zeitungen wie beispielsweise „Die Welt“ wird tatsächlich über religiöse Kriege und Kriminalität in den Aufnahmelagern geschrieben sowie von den Eigenbedarfskündigungen der Gemeinden, um Mieter herauszusetzen und Platz für Flüchtlinge zu schaffen. Andere hingegen, wie „Spiegel Online“, schreiben immer noch stramm auf Linie für ein Neues Deutschland.
Und zweitens: Die Europäer haben gelernt, alle außer Deutschland. Denn heute verteidigt man keine Grenzen mehr wie seinerzeit die Ungarn oder Slowenen oder Kroaten. Warum auch? Bringt doch nur Ärger! Heute setzt man die Flüchtlinge so schnell es geht in Busse und schleust sie durch bis zum Nachbarn. Und der macht es dann genauso. Bis schließlich Deutschland alle in sich aufsaugt.
Ich muss dabei immer an alte Börsenzeiten denken. Als es noch Parketthandel gab, wurden alle Geschäfte mündlich abgeschlossen. Da hieß es dann „150.000 an dich“ und der andere entgegnete „150.000 von dir“.
Wie das alles weitergehen soll? Ich habe keine Ahnung, doch ein sehr ungutes Gefühl. Ich sehe zwei Kampfzonen: Die Flüchtlingskrise wird Deutschland auseinanderreißen, die Konflikte werden Ausmaße annehmen, die sich jetzt kaum jemand vorstellen kann.
Ich fürchte aber auch um die EU. Denn es ist ausgeschlossen, die unterschiedlichen Haltungen auf einen Nenner zu bringen. Deutschland wird wieder zum Hegemon und versucht, wie so oft in seiner Geschichte, den Nachbarländern aufzudrücken, was man selbst als richtig erachtet. Immer, wenn die große Mittelmacht im Zentrum Europas verrückt gespielt hat, hat es anschließend große Verwerfungen gegeben. Die Parallelitäten zum Hitlerismus sind gespenstisch, allerdings im umgedrehten Sinne. Es geht nicht mehr um die Zerstörung der anderen, sondern um die Selbstzerstörung.
Die stärkste Nation leidet an einer bipolaren Störung und ritzt sich nicht nur die Arme, sondern verletzt sich absichtlich weit gravierender, um so die eigenen Sünden der Vergangenheit zu büßen. Und jetzt will man die anderen dazu verpflichten, sich ebenfalls zu ritzen, um gemeinsam ins Sanatorium eingeliefert zu werden.
Manchmal habe ich ganz finstere Gedanken und ich habe lange überlegt, ob ich darüber tatsächlich schreiben soll: Neulich habe ich mir vorgestellt, dass es gut für unser Land wäre, wenn jetzt etwas passieren würde, wenn beispielsweise Flüchtlinge deutschen Kindern etwas antun würden. Vielleicht würde dann die Stimmung im Land endlich kippen und Schluss mit diesem Wahnsinn sein.
Doch auch das würde sicher nichts helfen. Das Leiden wird ohnehin weit stärker ausfallen. Die Züge sind auf den Gleisen und nichts wirft sie aus der Bahn. Auch darin sind wir Deutschen ja Weltmeister. Und auch dieses Mal in genau umgedrehter Richtung und Bedeutung.
Vieles ist heute bereits glasklar, bei einer Frage bin ich allerdings komplett ratlos, nämlich wie Angela Merkel es bei allem, was sie da angerichtet hat, schafft, nachts überhaupt noch schlafen zu können.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.
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