Von Bernd Niquet
In der vergangenen Woche hat die Ukraine ein Umtauschangebot für ihre am 13. Oktober auslaufende Euro-Anleihe vorgelegt. Die ganze Zeit über habe ich überlegt, wie man es wohl anstellen wird, die Rückzahlung dieser Anleihe mit dem mit anderen Gläubigern vereinbarten Schuldenschnitt in Einklang zu bringen.
Jetzt weiß ich die Antwort. Es ist die naheliegendste, auf die ich natürlich wieder einmal nicht gekommen bin, ich Idiot: Man zahlt gar nicht zurück, sondern gibt einfach für die alte eine neue Anleihe heraus.
Das Angebot sieht lukrativ aus, ist es aber nicht. Hier habe ich dann aber doch etwas gelernt und bin nicht mehr ganz so naiv. Schließlich ist das Angebot nach einem ganz ähnlichen Prinzip ausgerichtet wie bei Griechenland, wo ich heftige Verluste gemacht habe:
NOMINAL sieht es aus, als bekäme man 100 Prozent (bei Griechenland wären es 100 Prozent des damaligen Kurswertes von 30 Prozent gewesen), doch berücksichtigt man die späteren KURSWERTE, wird es wesentlich weniger sein!
Konkret: Die Ukraine bietet für 1.000 Euro der auslaufenden Anleihe 800 Euro einer neuen Anleihe plus 200 Euro einer an der Wirtschaftsleistung (GDP) orientierten Anleihe plus Stückzinsen.
Das sieht aus wie 100 Prozent, ist es aber nicht. Denn 100 Prozent wären es nur, wenn anschließend auch die beiden Anleihen zu 100 Prozent notieren würden. Doch das werden sie nicht. (Und das war auch mein Irrtum bei Griechenland.)
Derzeit notiert die Altanleihe knapp über 81 Prozent. Nach dem Umtausch wird man jedoch nur noch nominal 800 für 1.000 haben und wenn die dann auch bei 80 Prozent notieren, sind es nur 80 Prozent von 80 Prozent, also 64 Prozent. Und die GDP-Anleihe ist völlig unkalkulierbar. Diejenige von Griechenland steht gegenwärtig bei 0,395 Prozent des Nominalwertes und ist damit vernachlässigbar.
Ich habe daher bei der Ukraine-Anleihe bis auf einen Restbetrag, um einfach zu sehen, was passiert, zu Kursen von knapp über 81 Prozent verkauft. Gegenüber dem Einstieg bei 50 Prozent des Nominalwertes ist das ein sattes Plus von 50 Prozent und selbst der letzte Einstieg zu 75 Prozent brachte noch einen Gewinn 8 Prozent, währenddessen die Börse zur selben Zeit mehr als 20 Prozent verlor. Und immer kommen natürlich noch die Stückzinsen der täglichen Verzinsung hinzu.
Es hat sich also gut gerechnet, doch jetzt mache ich nicht weiter mit.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.
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