Von Bernd Niquet
Ich muss die Aussagen meiner vorangegangenen Kolumne in einem Punkt korrigieren, wusste das Folgende aber selbst nicht: Die am 13. Oktober fällige Ukraine-Anleihe wurde zuletzt flat gehandelt, das heißt, der Kurs beinhaltete die Stückzinsen. Damit ist für diejenigen Halter, die wie ich nach dem Umschuldungsangebot verkauft haben, der gesamte Jahrescoupon verloren. Andererseits erklärt das natürlich den plötzlichen wundersamen Anstieg der Anleihe auf mehr als 80 Prozent des Nennwertes.
Insgesamt hat sich diese Spekulation trotzdem sehr gut gelohnt, nur der letzte Kauf zu 75 Prozent war anlässlich des Verlusts von Zinsen in Höhe von 4,95 Prozent nicht mehr profitabel.
Dennoch bleibt es erstaunlich, dass die Anleihe auch jetzt noch bei 78 Prozent steht (aber wohl nicht mehr gehandelt wird). Denn nach dem, was sich aus dem Umschuldungsangebot ergibt, dürfte das, was man nach dem Umtausch bekommt, deutlich weniger wert sein. Sind die Märkte hier also irreal?
Eigentlich dachte ich das und wollte meinen Rest auch noch herausgeben. Doch das ging nicht, weil der Mindestschluss 50.000 Euro nominal sind. Ich hätte also erst zukaufen müssen, um dann zu verkaufen.
Ich habe jedoch eine interessante Passage entdeckt: Im Umschuldungsangebot steht, dass die neue Anleihe, die beim Umtausch eingebucht wird, eine Mindeststückelung von 100.000 US-Dollar besitzt. Und da habe ich gedacht: Das will ich sehen! Mal sehen, was passiert.
Eigentlich kann das ja nur heißen, dass die Anleihe der Anleger, die über einen geringeren Nennbetrag als umgerechnet 100.000 US-Dollar verfügen, nicht umgetauscht, sondern zurückgezahlt wird.
Es kann natürlich auch sonstwas passieren. Ich hoffe nur, es geht mir nicht genauso wie in jenem unvergessenen Moment, als ich in Italien zu Lira-Zeiten, weil die Kupfermünzen völlig aus dem Verkehr verschwunden waren, da ihr Metallwert höher als der Nominalwert lag, einmal an der Mautstelle der Autobahn als Wechselgeld Brühwürfel zurückbekommen habe.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
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Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.
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