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Am historischen Scheideweg

Freitag, 23. Oktober 2015 um 22:54

Von Bernd Niquet

Liebe Leser, ab diesem Wochenende läuft meine Wochenkolumne exklusiv auf Instock.de. Für alle Leser, die vom überraschend eingestellten Doersam-Brief hierher herübergekommen sind, habe ich am Schluss noch einige Ausführungen.

*

Gerne würde ich einmal über etwas anderes schreiben als über die Flüchtlingsgeschichte, doch ich halte dieses Thema für das Wichtigste seit dem Fall der Mauer zwischen Ost und West und möchte daher vorerst dranbleiben.

Manchmal komme ich mir tatsächlich vor, als würde ich nicht wissen, ob ich träume oder wach bin. Die Gedanken an das Buch „1984“ lassen mich nicht mehr los. Es kann doch gar nicht sein, denke ich da, dass wir heute in einer Zeit der allergrößten Freiheiten leben und uns trotzdem in einer Meinungsdiktatur befinden. Und doch habe ich den Eindruck, dass genau das zutrifft.

Natürlich gibt es Löcher in der Matrix. Die These von der Gleichschaltung der Presse halte ich für unzutreffend und das Gerede von der Lügenpresse erst recht. Im Fernsehen sehe ich schon eher eine erschreckende Gleichheit der Meinungen und in der Politik ist das so extrem, dass ich fast Angst bekomme.

Auf mich wirkt es, als hätten wir derzeit eine Allparteienregierung ohne jegliche parlamentarische Opposition. Und was noch schlimmer ist: Für Kritiker der gegenwärtigen Meinungsdiktatur gibt es keine akzeptable und wählbare Opposition, weder im Parlament noch außerparlamentarisch.

Es existieren zwar ein paar kritische CDU-Parlamentarier, Landes- und Lokalpolitiker und Journalisten, doch sie treten entweder nicht zu Bundestagswahlen an oder gehören einer Partei an, die eine andere Position vertritt als sie. Und auf ein konstruktives Misstrauensvotum zu hoffen, ist in so einer Situation natürlich völlig hoffnungslos.

Die Bundesrepublik Deutschland befindet sich mitten im Prozess der zweitgrößten Veränderung ihrer Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg, doch es existiert nahezu keinerlei Diskussion darüber. Für mich sind das klare Zeichen von Diktatur und Totalitarismus. Es darf zwar jeder alles sagen, doch dem wird entweder mit der Moralkeule begegnet oder es versickert in Seitenkanälen. Es gibt keine wahrnehmbare und vor allem annehmbare Opposition.

Und die Lage wird beinahe täglich verfahrener. Ich kann es förmlich spüren, wie die selbsternannten Vertreter der richtigen Meinung sich die Hände reiben, wenn es ihnen wieder einmal gelungen ist, die Aufmuckenden am Nasenring von Fremdenfeindlichkeit, Ausländerhass und Hetze durch die Manege zu ziehen. Und es gelingt ihnen leider auch immer wieder.

Diejenigen, die für einen Stopp der Zuwanderung plädieren, werden, wenn sie Politiker sind, als unfähig betrachtet, das Wir-schaffen-es in die Tat umzusetzen, und wenn sie Bürger sind, entweder als Rassisten oder als problematische Existenzen bezeichnet, denen man helfen müsse.

Das ist vielleicht der allerschlimmste Punkt: Wer sagt, es reiche jetzt und er wolle keine weitere Zuwanderung, dem wird so etwas wie eine Krankheit attestiert. Der sei verunsichert, fürchte um seine wirtschaftliche Stellung oder sei eben ein notorischer Ausländerhasser. Das mag auf viele Leute zutreffen, nicht aber auf die Mehrheit.

So ist jedoch niemals ein Dialog möglich. Und das können wir uns nicht leisten, wenn wir zukunftsfähig bleiben wollen. Wir müssen uns auseinandersetzen. JETZT! Unsere Politik, die derzeit entscheidend von Menschen geprägt wird, die sich in den 80er Jahren gegen Mauer und Stacheldraht zwischen Ost und West gestellt haben, scheint derzeit auf dem besten Wege zu sein, genau diese Mauer wieder aufzubauen.

Und nicht nur das, denn so, wie es aussieht, werden die Briten, die bis 2017 eine Volksabstimmung über den Verbleib in der EU abhalten werden, sich eine Politik, wie sie Deutschland derzeit macht, nicht bieten lassen und sich aus der EU verabschieden.

Unsere Kanzlerin, die mit ihrer eigenmächtigen Flüchtlingspolitik tatsächlich ein enormes Zeichen von Großherzigkeit gesetzt hat, wird, wenn kein Wunder geschieht, aus meiner Sicht nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa spalten. Aber Wunder gibt es ja immer wieder.

Doch so weit sind wir noch nicht. Und wir sind noch überhaupt nicht weit. Alles, was gegenwärtig passiert, stellt für mich nämlich nur ein kleines und vergleichsweise unbedeutendes Wetterleuchten eines Gewitters dar, das in den nächsten Jahren mit großer Heftigkeit über uns ziehen wird.

Erst dann wir es richtig hart.

*

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Abonnenten des Doersam-Briefes, in dem diese Kolumne bisher ebenfalls erschienen ist, dafür entschuldigen, dass ich mich nicht verabschieden konnte. Doch ich habe erst am Mittwoch dieser Woche erfahren, dass ich am Donnerstag nicht wie immer meine Kolumne liefern soll, da dieser Brief ab sofort eingestellt wird.

Für eine Zusammenarbeit, die fast 15 Jahre gedauert hat, ist das natürlich ein bitteres Ende. Ich verstehe es, wenn wirtschaftliche Zwänge zum Aufgeben zwingen oder man wichtigere Projekte hat. Doch so etwas weiß man nicht erst einen Tag vorher.

Ich fühle mich durch diese abrupte Entscheidung tief in meiner Integrität meinen Lesern gegenüber getroffen. Herr Steffen Doersam ist seitdem eine Unperson für mich.

Aber hier bei Instock.de ist es ja sowieso viel schöner. Und zum Jahreswechsel wird es weitere Neuigkeiten von mir geben. Ich bleibe auf jeden Fall am Ball.

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.

 

****************** ACHTUNG! Neues Buch: **********************

Bernd Niquet, „Die bewusst herbeigeführte Naivität“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2014, 265 Seiten, 14 Euro, ISBN 978-3-95744-306-9.

Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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