Von Stefan Böhm
Die am Freitag veröffentlichten überraschend starken US-Arbeitsmarktdaten ließen die Börsen etwas ratlos zurück. Einerseits ist eine gute US-Konjunktur auch für Aktienanleger erfreulich, andererseits ist damit eine Zinserhöhung durch die US-Notenbank im Dezember sehr wahrscheinlich geworden – und höhere Zinsen sind prinzipiell nicht gut für die Unternehmen und damit auch für deren Aktienkurse. Die Wall Street reagierte zuerst zögerlich, gab dann aber zu Wochenbeginn nach. Das zog auch den Dax mit nach unten, dem es damit nicht gelang, den Widerstand bei 11.000 Punkten zu knacken.
Ich gehe nicht davon aus, dass eine Zinserhöhung durch die US-Notenbank zu einem Crash an den Börsen führt. Auf der anderen Seite sind die Aussichten für eine nachhaltige Kursrallye ebenfalls nicht gut, selbst wenn die Europäische Zentralbank ihrerseits weitere sehr expansive Maßnahmen beschließen sollte – womit viele Experten rechnen. Das kann zwar kurzfristig zu einem Kursschub führen, aber die Weltkonjunktur zeigt derzeit zu wenig Dynamik, als dass daraus eine lange Rallye werden könnte.
Deutsche Konjunktur schwächt sich ab
Speziell die deutsche Konjunktur schwächelte zuletzt, wie die Zahlen zu den Auftragseingängen und zur Produktion in der Industrie zeigten. Auch die am Freitag anstehenden BIP-Daten für das dritte Quartal werden die Abschwächung der Konjunkturdynamik bestätigen. Damit fehlt dem Dax das Potential für kräftige weitere Kursgewinne. Die soliden, aber nicht gerade euphorisch stimmenden Quartalszahlen der Unternehmen unterstreichen dieses Bild bisher. In dieser Woche legen die letzten acht Dax-Konzerne ihre Zahlen vor, darunter Deutsche Post, Siemens und Henkel.
Der Dax konnte sich in der vergangenen Woche weiter nach oben hangeln und am Freitag sogar kurzfristig die Marke von 11.000 Punkten überwinden. Zu Beginn der neuen Woche ging dem Markt aber die Puste aus und der Index fiel unter die Unterstützung bei 10.850 Punkten. Damit ist der Dax bereits kurz vor Erreichen der 200-Tage-Linie und der bei etwa 11.150 Punkten verlaufenden Abwärtstrendlinie gescheitert. Wichtige Unterstützungen liegen bei 10.650 und bei 10.500 Punkten. Die aktuelle Korrektur spricht allerdings nicht gegen eine Fortsetzung der mittelfristigen Kurserholung.
Fazit: Die fundamentalen Rahmenbedingungen am deutschen Aktienmarkt sprechen gegen eine nachhaltigen Kursanstieg. In den nächsten Wochen kann sich aber die Aufwärtsdynamik durchaus fortsetzen, auch weil viele Anleger auf weitere expansive Maßnahmen der EZB spekulieren. Dazu kommt der saisonale Rückenwind, den die Börsen am Jahresende meist genießen. Kurzfristig ist für den Dax mit dem Scheitern am Widerstand bei 11.000 Punkten allerdings erst einmal Konsolidierung angesagt.
Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.
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