Von Stephan Feuerstein
Auf den ersten Blick gibt es aktuell ein sehr gutes Umfeld für steigende Notierungen an den Aktienmärkten. Die Zinsen sind auf historischen Tiefs und zumindest in Europa werden sie dort wohl noch für lange Zeit verweilen. Die Inflationsrate springt nicht dramatisch an, was nicht zuletzt auch auf den sinkenden Ölpreis zurückzuführen ist. Dieser sollte zudem konjunkturstimulierend sein und schon deshalb eher für als gegen steigende Kurse am Aktienmarkt sprechen. Doch irgendwie wäre es wohl auch zu einfach, wenn das alles so als feste Regel gelten würde. Denn nicht zuletzt zum Wochenauftakt wird gerade der fallende Ölpreis als Grund für ebenfalls fallende Aktiennotierungen aufgeführt. Die Wahrheit dürfte wie so oft weniger in den aktuellen Daten, sondern vielmehr in der Erwartungshaltung der Akteure liegen. So eben, wie wenn bei Quartalszahlen eine Aktie steil einbricht, obwohl das Unternehmen doch auf den ersten Blick gute Zahlen gebracht hat. Oder aber – um bei einem aktuellen Beispiel zu bleiben – wenn ein EZB-Chef in der turnusmäßigen Sitzung den Geldhahn eben nur weit aufgedreht lässt und nicht noch expansiver agiert.
Stimmung ist wichtiger Signalgeber
In den vergangenen Wochen hatten wir immer wieder auf die Stimmung der Marktteilnehmer verwiesen, da diese nicht zur aktuellen „Jahresendrallye-Erwartung“ passte. Das Sentiment war zu positiv, zu viele Akteure rechneten mit einem bedingungslosen Anstieg bis zum Jahreswechsel – genau ein wichtiger Grund, eben nicht auf diesen Trend aufzuspringen. Wenngleich sich mit dem Rücksetzer der vergangenen Tage die etwas zu positive Stimmung mittlerweile wieder abgeschwächt hat und wenngleich die noch Anfang Dezember vielgeprießene Jahresendrallye ebenfalls etwas in den Hintergrund gerückt ist, stellt dies noch kein Kaufsignal dar. Wir sehen nach wie vor die Gefahr einer weiteren Enttäuschung im Dezember, da auch das zum Jahresende immer wieder zu beobachtende „Window-Dressing“ in diesem Jahr sicherlich den einen oder anderen Kandidaten noch weiter ins Minus drücken könnte.
Abweichung von der Statistik
Eigentlich sind der April und der Dezember statistisch die besten Börsenmonate. Eigentlich, denn in diesem Jahr fiel der April komplett aus diesem Raster und auch der Dezember ist auf bestem Wege, in diesem Jahr abzuweichen. Solange unter den Anlegern noch zu viel Hoffnung in den Kursen steckt, bleibt die Situation weiterhin gefährlich, so dass es sich zum Jahresende vielleicht doch eher anbietet, etwas mehr Cash zu halten und damit die Risiken den Gierigen zu überlassen.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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