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Neue Finanzkrise durch Ölpreisabsturz?

Dienstag, 19. Januar 2016 um 12:06

Von Stefan Böhm
Was noch vor gar nicht allzu langer Zeit unmöglich erschien, ist nun Realität geworden. Die Handelssanktionen gegen den Iran wurden aufgehoben. Damit ist der Weg frei für Öl- und Gasexporte aus dem seit vielen Jahren isolierten Land. Droht dem Ölpreis damit der nächste Tiefschlag? Der Ölpreis startete jedenfalls mit einem neuen 12-Jahrestief in die Woche, konnte sich aber im Tagesverlauf etwas erholen.

Banken unter Beobachtung

Ausschließen lässt sich ein weiterer Absturz beim Ölpreis nicht. Fakt ist, dass der Iran das Geld aus dem Ölgeschäft dringend benötigt, um die seit Jahren grassierende Wirtschaftskrise zu überwinden. Iranisches Öl wird daher ziemlich sicher das Überangebot auf dem Ölmarkt weiter erhöhen und den Ölpreis nach unten drücken. Für viele US-Produzenten ist dies die denkbar schlechteste Entwicklung. Zwar wurde der US-Fracking-Industrie schon oft das Totenglöckchen geläutet, bislang gab es jedoch keine Pleitewelle und auch die Ölproduktion in den USA sank bislang auch nicht so stark wie von manchen Analysten angenommen. Doch die Zeichen deuten darauf hin, dass es im weiteren Jahresverlauf in den USA zu einem größeren Rückgang der Ölproduktion kommen könnte. Das Überangebot am Ölmarkt würde dadurch reduziert und der Preis gestützt. Bis dahin bleibt der Abwärtsdruck am Ölmarkt bestehen und man muss sich Gedanken machen über die Folgen einer möglichen massenhaften Schließung von US-Bohrlöchern. Drohen dadurch für die Banken Kreditausfälle in großem Stil?

Nach Subprime jetzt Ölprime?

Im dritten und vierten Quartal 2015 haben 20 US-Öl- und Gasfirmen Insolvenz beantragt. Das Analysehaus Wood Mackenzie rechnet 2016 mit einem deutlichen Anstieg der Pleiten und auch damit, dass der Markt nicht auf diese Entwicklung vorbereitet ist. In anderen Worten: Die Ölkrise könnte auf den Finanzsektor übergreifen. Die großen US-Banken wie Citigroup, J.P. Morgan und Wells Fargo haben bereits reagiert und ihre Rückstellungen erhöht. Insgesamt sind 276 Milliarden Dollar im US-Energiesektor ausgeliehen. Die US-Notenbank Fed schätzt, dass 15 Prozent oder 34 Milliarden Dollar vom Ausfall bedroht sind. Damit sich die Risiken nicht zum Tsunami ausweiten, wären steigende Ölpreise dringend nötig. Die meisten Analysten rechnen im zweiten Halbjahr mit signifikant steigenden Preisen. Ob das jedoch nur Zweckoptimismus ist, bleibt abzuwarten.

Fazit: Der ungebremste Absturz beim Ölpreis ist maßgeblich verantwortlich für die Verunsicherung und die Panik an den Märkten. Sollte es nicht bald eine Stabilisierung geben, dann drohen nicht nur in den USA hohe Kreditausfälle. Sie sollten als Anleger dieses Risiko im Auge behalten und aktuell vorsichtig agieren.

Stefan Böhm ist Chefredakteur des DaxVestor.

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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