Von Stephan Feuerstein
Viele Akteure am Aktienmarkt erwarten aktuell eine klare Erholungsbewegung nach oben. Dies liegt nicht zuletzt an der bisherigen Jahresperformance bzw. -entwicklung. Ist der Dax noch zum Jahreswechsel mit mehr als 10.800 Punkten in den Ring gestiegen, stand in der vergangenen Woche die Marke von 8.700 Punkten auf dem Kurszettel. Das sind atemberaubende 2.100 Punkte in gerade einmal sechs Wochen. Oder aber eben ein Minus von fast 20 Prozent. Diese wurden zudem – sieht man von der kleinen Gegenbewegung in der zweiten Januarhälfte einmal ab – relativ geradlinig erreicht, so dass der Aktienmarkt erkennbar überverkauft ist. Zumindest, wenn man in der Tagesebene bleibt. Tritt man „zwei Schritte zurück“ und betrachtet sich die Märkte auf Monatsebene, so dürften die führenden Indizes ihre Tiefstkurse in diesem Jahr noch nicht gesehen haben.
Vorsicht vor der Allgemeinheit
Bekanntlich stirbt die Hausse in der Euphorie, die Baisse in der Depression. Wenn also überall von einer Erholungsbewegung zu hören ist und die Sentimentindikatoren eine solche Einschätzung geradezu untermauern, dann ist es wohl noch etwas zu früh, von einer nachhaltigen Erholung auszugehen. So befindet sich trotz der eingebrochenen Notierungen die Stimmung der Marktteilnehmer hierzulande geradezu auf einem neuen Jahreshoch. Dies könnte sich als sehr gefährlich erweisen, sollte der Erholung vom Wochenauftakt ebenso rasch die Puste ausgehen, wie dies eben in den vergangenen Wochen immer wieder der Fall war.
Es wirkt auf den ersten Blick sicherlich etwas verworren: Ein Minus von fast 20 Prozent seit Jahresbeginn, ein klar überverkaufter Markt. Dazu aber eine zu freundliche Stimmung. Und in den langfristigen Kursverläufen sieht die Situation nach wie vor äußerst bedrohlich aus! Zunächst „schreit“ eine solche Konstellation geradezu nach Zurückhaltung, möchte man sein Vermögen nicht sinnlos vernichten! Allerdings gilt es an der Börse, auch immer einen Blick über den Tellerrand hinauszuwerfen. Sollte es tatsächlich zu einer Erholung kommen, dürfte diese nicht zuletzt aufgrund des bereits vorhandenen Optimismus nicht sehr ausgeprägt ausfallen. Da die langfristige Perspektive charttechnisch negativ und fundamental bedenklich bleibt, bietet sich dann eine solche Gelegenheit einmal mehr an, um zumindest mittelfristige Short-Positionen aufzubauen. Das bedeutet, dass es aktuell besonders wichtig ist, das Pulver für die nächste Trendbewegung trocken zu halten!
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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