Von Bernd Niquet
Weil ich in der vergangenen Woche bereits bei Amazon gewesen bin, hier noch eine – ebenfalls wahre – Geschichte, die schon ein halbes Jahr bei mir herumliegt. Ich habe lange daran gefeilt und sie ist viel zu lang. Doch weil der Fall jetzt überstanden ist, möchte ich ihn Ihnen nicht vorenthalten:
Es war eine dumme Geschichte, in die ich da hineingeraten war. Vorher hatte bei Amazon alles immer geklappt, jetzt jedoch war mein Videorecorder kaputt gegangen. Da die Dinger nicht mehr gebaut werden, ich jedoch riesige Mengen Video-Kassetten besitze, musste ich mir einen Gebrauchten kaufen. Doch wie der dann aussah und vor allem roch... .
Ich dachte, der müsse vorher bestimmt zehn Jahre unter dem Tresen einer Eckkneipe gestanden haben. Und dabei irgendwann komplett kaputt gegangen sein, denn er spulte nicht einmal die Kassette, spielte sie auch nicht und das mit dem Aufnehmen habe ich dann gar nicht erst versucht.
Bei der Reklamation beim Verkäufer habe ich leider bereits den entscheidenden Fehler begangen, so dass die Geschichte vom ersten Moment an in die falsche Richtung lief und sich überhaupt nicht mehr stoppen ließ.
Natürlich hatte ich ihm mitgeteilt, dass das Gerät technisch defekt sei, aber eben auch, dass es widerlich roch und klebrig war. Der Verkäufer sah dadurch sofort die Gelegenheit gekommen, Geld zu machen, und entgegnete: Transportversicherung! Und dass ich Fotos schicken solle.
Ich antwortete, dass es sich keineswegs um einen Transportschaden handele und dass ich das Gerät mittlerweile saubergewischt habe, es aber technisch defekt sei.
Das Gerät sei doch aber verklebt gewesen, schrieb der Verkäufer zurück, und so etwas könne nur durch einen Transportschaden passiert sein. Ich solle daher Fotos schicken. Ich beschloss, mich an Amazon zu wenden.
Amazon schrieb nach ein paar Tagen, der Verkäufer habe die Rücknahme des Gerätes verweigert, weil ich keine Fotos geschickt hätte. Ich fragte bei Amazon nach, wie ich denn Fotos hätte schicken können, wo ich das Gerät doch bereits vor der Inbetriebnahme saubergewischt hatte und sich der technische Defekt fotografisch nicht dokumentieren lasse.
Als keine Antwort kam, fügte ich hinzu, dass ich, wenn keine Rücknahme des Gerätes erfolge, die Lastschrift zurückgeben würde. Amazon schrieb, da ich das Gerät in Betrieb genommen hätte, müsste ich es auch bezahlen. Und so gab ich die Lastschrift zurück.
Zudem schrieb ich, dass ich nur versucht hatte, das Gerät in Betrieb zu nehmen und es deswegen vorher saubergewischt hatte, es aber nicht in Betrieb nehmen konnte, weil es defekt ist.
Amazon antwortete, man benötige weiterführende Informationen über das Gerät, weil ansonsten automatisch ein Mahnverfahren eingeleitet werde. Ich entgegnete, dass das Gerät defekt sei und dass das die entscheidende Information sei. Und dass es sich nicht um einen Transportschaden handele.
Amazon teilte mir daraufhin mit, dass auf meinem Kundenkonto noch Zahlungsrückstände bestünden und dieses daher vorübergehend deaktiviert worden sei: „Bitte überprüfen Sie, ob auf Seiten Ihrer Bank ein technischer Fehler vorliegt.“
Ich antwortete, dass ich das bestellte Gerät in schmutzigem Zustand erhalten habe und dass es defekt sei. Und weil es nicht zurückgenommen werde, ich die Lastschrift zurückgegeben habe.
Amazon meldete sich postwendend und forderte mich auf, dass ich Fotos schicken solle, die den Zustand des Gerätes dokumentieren. Ich schrieb zurück, dass sich der technische Defekt fotografisch nicht dokumentieren lasse und ich das Gerät bereits vor dem erfolglosen Versuch der Inbetriebnahme saubergewischt hatte.
Amazon antwortete, ich habe doch angegeben, dass das Gerät verschmutzt gewesen sei und dass das durchaus mit Fotos zu dokumentieren sei. Ich wies erneut darauf hin, das Gerät bereits vor der versuchten Inbetriebnahme saubergewischt zu haben, in der Hauptsache aber zu reklamieren habe, dass das Gerät technisch defekt ist.
Amazon setzt mir daraufhin eine letzte Frist von fünf Tagen, Fotos zu senden. Ich frage nach, wie ich denn einen technischen Defekt fotografisch dokumentieren solle, so etwas sei doch gar nicht möglich. Und ich weise darauf hin, dass das Gerät bereits saubergewischt ist.
Amazon meldet sich letztmalig und bedauert, mir leider nicht mehr assistierend zur Seite stehen können, da man mich mehrfach aufgefordert habe, Fotos zu senden, ich dieser Aufforderung jedoch bis heute nicht nachgekommen sei.
Ich schreibe, dass ich deswegen der Aufforderung nicht nachgekommen sei, weil es unmöglich ist, den technischen Defekt eines Videorecorders fotografisch zu dokumentieren und das Gerät mittlerweile saubergewischt worden sei.
Darauf Amazon: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, wenn wir uns nicht weiter zu diesem Thema äußern. Bei anderen Fragen helfen wir Ihnen natürlich gerne weiter.“
Ich entschließe mich, einen Brief an die Geschäftsleitung von Amazon Deutschland zu schreiben, richtig auf Papier, nicht als Mail. Schreibe sehr kurz und bestimmt. Es dauert zehn Tage, dann antwortet ein „Executive Customer Relations“ per Mail auf „Ihr Schreiben an die Geschäftsleitung“.
Er schreibt, man würde jetzt versuchen, eine erfolgreiche Rücksendung des Artikels in die Wege zu leiten, so dass anschließend eine Gutschrift über die Amazon-Plattform zum internen Ausgleich der offenen Forderung genutzt werden könne.
Aus diesem Grunde solle ich jetzt Fotos senden... .
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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