Von Bernd Niquet
Banken, Griechenland, Flüchtlinge, AfD, Türkei und jetzt auch noch die Steueroasen – eine Sensation jagt die nächste. Was dabei schließlich herauskommt? Viel Geld und eine Menge Ratlosigkeit. Letzteres jedenfalls bei mir.
Eigentlich wissen wir das ja alles mit den Steueroasen, jedoch nicht in einer derartig konzentrierten Version. Das ist, als würde man Whiskey-Cola ohne Cola und nur mit Farbstoffkonzentrat trinken.
Allerdings verstehe ich das alles sowieso nicht. Was kann einen Menschen, der geistig gesund ist, über Millionen verfügt und eigentlich ein sorgloses Leben führen könnte, dazu treiben, sein Geld an eine Briefkastenfirma zu überweisen und einem Treuhänder anzuvertrauen, der sonstwo sitzt und den man maximal vom Telefon her kennt?
Denn was ist, wenn der sagt: „Geld nix eingetroffen!“ Was dann? Dann einen Prozess gegen eine Kanzlei in Bananaland führen? Viel Vergnügen! Irgendwie muss es hier um etwas anderes gehen. Ich verstehe jedenfalls nichts.
Was ich hingegen immer besser verstehe, ist, welche Abgründe sich in vielen EU-Staaten auftun und wie wir gerade dabei sind, das große Projekt „Europäische Union“ zu verspielen.
Und ich merke, wie dumm ich selbst vielfach mit meinen eigenen Kommentaren und Einstellungen gewesen bin. Klargeworden ist mir das letztlich neulich in einem Film über den Vormarsch der Rechten in Europa bei einem Gespräch mit einem der „Vordenker“ der AfD, Konrad Adam.
Natürlich ist es – und muss es wahrscheinlich auch sein – die Strategie jeder politischen Partei, die Wählerstimmen zu maximieren. Doch dabei jeden Anstand und jede eigene Überzeugung außen vor zu lassen? Ich bin mächtig schockiert.
Die gegen die AfD eingestellte Presse schreibt ja seit dem Petry-Putsch davon, dass diese Partei bewusst mit dem Feuer spiele, um Wähler zu gewinnen. Ich habe mich immer dagegen gewehrt, das zu glauben. Heute weiß ich, dass ich mich geirrt habe.
Bei uns in Deutschland ist vieles im Argen, doch diese Leute können nicht die Lösung sein. Ab sofort will ich mit ihnen nichts mehr zu tun haben, nicht einmal mehr als Protestwähler. Denn sie stehen pars pro toto für eine ganze Entwicklung, die mir nicht behagt. Und als Berliner im Herbst bei der Abgeordnetenwahl diese Beatrix von Storch zu wählen, wäre sowieso menschenunmöglich gewesen.
In vielen Bereichen besitze ich gegenwärtig das Gefühl, lieber beobachtend etwas dazulernen zu sollen, als mich ständig selbst zu äußern. Das machen ja schließlich alle anderen schon.
Ich werde mit dem Wochenkommentar daher erst einmal pausieren, vielleicht diesen sogar ganz einstellen. Ich will mich nicht mehr zur Politik äußern. Es bringt nichts mehr, die Zeiten, meine Zeiten, sind heute andere.
„Niquets Welt“ wird es hingegen auch weiterhin geben. Diese Kolumnen werden künftig bereits vor dem Wochenende erscheinen und so im Instock-Newsletter mit verschickt werden.
Ich danke herzlich für das geduldige Zuhören an dieser Stelle.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php
Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.