Von Stephan Feuerstein
Offenbar hat US-Notenbankchefin Janet Yellen kein großes Interesse an raschen Zinsanhebungen. So wurden die selbstgesteckten Ziele zwar erreicht, nun scheint man aber weitere Einflussfaktoren zu berücksichtigen, um einer erneuten Zinsanhebung zumindest vorerst etwas aus dem Wege zu gehen. Damit bestätigt Yellen ihren Ruf als geldpolitische „Taube“, die für eine expansive Geldpolitik steht.
Der geldpolitische „Falke“, ein Verfechter einer restriktiven Geldpolitik, scheint mittlerweile zu einer aussterbenden Art zu gehören. So hat zuletzt die japanische Notenbank einmal mehr ihre Bereitschaft unterstrichen, weitere expansive Maßnahmen vorzunehmen. Auch hierzulande finden sich „Falken“ so gut wie nicht mehr, da die Europäische Zentralbank um ihren Chef Mario Draghi den Geldhahn weiterhin extrem aufgedreht lässt. Warnende Worte, wie beispielsweise vom Chef der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, verhallen dabei mehr oder weniger ungehört.
Alle Augen auf Notenbanken gerichtet
Dies führt dazu, dass die Entscheidungen der Notenbanken schon fast das alleine bestimmende Element im Börsenzirkus werden. Das billige Geld soll Investitionen und damit auch Wirtschaftswachstum vorantreiben, dürfte aber auch von übertriebenen Auswüchsen begleitet werden, die sich irgendwann zum Problem entwickeln können. Betrachtet man den Immobilienmarkt, so hat man einen Gradmesser für den Zustand einer solchen Fehlentwicklung. Noch ist dieser hierzulande nicht extrem überhitzt, die Entwicklung in den USA im vergangenen Jahrzehnt gibt aber ein gutes Beispiel für ein solches Geschehen.
Sind Aktien günstig? Um dies zu beantworten, bietet sich beispielsweise ein Vergleich an, den auch Warren Buffett gerne verwendet. Setzt man den Börsenwert der Unternehmen im S&P 500 ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung, erhält man aktuell einen Wert von rund 1,2. Im langfristigen Vergleich ist dies allerdings relativ hoch und deutet nicht darauf hin, dass Aktien aktuell noch günstig sind. Vielmehr liegt der langfristige Durchschnitt bei rund der Hälfte des aktuellen Niveaus und deutet damit darauf hin, dass die Gefahr eines Rücksetzers nicht unterschätzt werden sollte.
Damit kommen wir noch einmal auf die Zinspolitik der Notenbanken zurück. Durch das billige Geld wird eine korrigierende Bewegung voraussichtlich verzögert, so dass die „gesunde Korrektur“ damit verschoben wird, das Ausmaß aber deswegen nicht kleiner wird!
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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