Von Marc Nitzsche
Als Mitte Februar bekannt wurde, dass sich Russland und das mächtigste OPEC-Mitglied Saudi-Arabien darauf verständigt haben, ihre Rohöl-Förderung auf dem Januar-Niveau „einzufrieren“, legten die Preise des schwarzen Goldes in den folgenden rund vier Wochen um etwa 30 Prozent zu, obwohl viele Experten die Vereinbarung als bloßes Lippenbekenntnis werteten. Wie sich kürzlich gezeigt hat, sind den schönen Worten bisher tatsächlich keine Taten gefolgt. Und daran wird sich bis auf weiteres aller Voraussicht nach auch nichts ändern.
Russische Förderung weiter gestiegen
Um finanziell halbwegs über die Runden zu kommen, ist der Kreml auf jeden Petro-Dollar angewiesen. So gesehen überrascht es nicht, dass der russische Output im März auf durchschnittlich 10,91 Millionen Barrel täglich und damit auf das höchste Niveau seit 1987 anschwoll. Laut Energie-Minister Nowak sei die Abmachung so zu verstehen, dass die mittlere Produktion über einen längeren Zeitraum nicht über dem Januar-Level liege. Seinen Zenit hat der Ausstoß des Landes daher wohl noch nicht überschritten.
Derweil sind Saudi-Arabien und Kuwait übereingekommen, ein seit 2014 brachliegendes Feld in der neutralen Zone mit einer Kapazität von 300.000 Fässern pro Tag zu „reanimieren“. Abgesehen davon werden sowohl der Irak als auch insbesondere der Iran und Libyen ihre Förderung anhaltend ausweiten. Insgesamt sollte der Output des Kartells, der mit 32,47 Millionen Barrel ohnehin schon deutlich über der offiziellen Quote von rund 30 Millionen Barrel liegt, tendenziell weiter zunehmen. Vorerst sind explodierende Rohöl-Preise damit unwahrscheinlich.
Marc Nitzsche ist Herausgeber des Rohstoff-Trader.
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