Von Bernd Niquet
Ich weiß nicht, wie man gegenwärtig die Börse beurteilen soll, mir ist jedoch aufgefallen, dass bei Prognosen die rückwirkende Betrachtung sehr in Mode gekommen ist.
Neulich habe ich dazu in einem Börsenmagazin gelesen: „Selbst im Mainstream wird inzwischen offen darüber spekuliert, dass die bisherigen Anschläge – vor allem in Paris und Brüssel – möglicherweise nur Tests für einen viel umfassenderen Angriff waren. Zumindest in der Rückschau dürften die aktuelle Zeit bereits als Kriegszeit eingeordnet werden.“
Was für eine fiese Masche das ist, denke ich. Keine Prognose, sondern eine Retrospektive. So, als ob das bereits feststehen würde.
Ich werde das jetzt auch mal versuchen:
Ich glaube, in zehn Jahren wird man sagen: „Es war doch klar, dass in den 10er Jahren die Aktien nahezu senkrecht in die Höhe geschossen sind. Das zeigt allein schon die Mathematik.“
„Denn der Abzinsungsfaktor, der zukünftige Gewinne auf die Gegenwart heruntergerechnet, lautet: 1/(1 + i)n. Und wie hoch ist der, wenn i=0 ist? Genau! Er liegt bei 1. Und das heißt: Der Aktienkurs setzt sich aus der Summe aller Zukunftsgewinne zusammen – und zwar ohne Abzug sowie prinzipiell bis in die Unendlichkeit hinein.“
Natürlich wird sich hier die Börse nicht ganz an die Mathematik halten, so etwas macht sie nämlich nur, wenn Ängste aufkommen und es plötzlich heftige Aufschläge auf den Abzinsungsfaktor gibt.
„Doch das“, so wird man später sagen, „hat natürlich nur graduell etwas ausgemacht. Deswegen ist der Dax in den 10er Jahren ja auch nicht bis Unendlich, sondern nur bis kurz vor 30.000 gestiegen.“
„Aber es ist fast lustig, wie die Menschen damals daran gar nicht gedacht haben. Und wie sie anstelle dessen auf die Notenbanken geschimpft haben.“
Tja, lustig, oder?
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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