Von Bernd Niquet
Es war eine bald endlose Geschichte, doch sie ist zu einem guten Ende gekommen. Vielleicht besitzt die Ukraine ja eine bessere Bonität als manche große Geschäftsbank?
Zur Erinnerung: Meine Spekulation in Ukraine-Anleihen hatte sich gut gerechnet, ich konnte sie zweimal zu 50 Prozent des Kurswertes kaufen und weit höher verkaufen. Das erste Mal bei fast 100 Prozent, doch dann kam das Umschuldungsangebot.
Dieses besagte, für nominal 1.000 Euro der alten Anleihe 800 Euro nominal einer neuen zu erhalten, plus 200 Euro einer an der Wirtschaftsleistung (GDP) orientierten Anleihe. Plus Stückzinsen.
Die Altanleihe stand damals bei etwas über 80 Prozent. Ich habe meine Papiere damals zu diesem Kurs verkauft, weil ich den Griechenland-Fall befürchtete, dass nämlich die neuen Anleihen genauso notieren würden wie die alten, was hier bedeutet hätte: 80 Prozent von 80 Prozent sind nur noch 64 Prozent.
Einen Rest hatte ich jedoch behalten, der unter dem Mindest-Umtauschwert lag. Um zu sehen, was passiert und wie sie sich das rechnet.
Es dauerte schließlich ewig, ging hin und her, mehrere Einbuchungen und Ausbuchungen, Steuergutschriften, Steuerbelastungen, dann alles in Dollar gewechselt und anschließend wieder zurückgetauscht, doch jetzt habe ich das Endresultat:
Für 1.000 Euro der Altanleihe wurden mir über 800 Euro nominal gewährt, die man schließlich zu einem Kurs von 98,2 Prozent einlöste. Ich habe also tatsächlich 800 für 800 bekommen. Der Griechenland-Fall ist nicht eingetreten.
Hinzu kommt noch die ans GDP gekoppelte Anleihe, die ich gerade zu 32,5 Prozent verkauft habe. Das macht noch einmal 32,5 Prozent von 200 Euro, also 65 Euro, die zu den 800 hinzukommen.
Nach dem Umtausch hat es somit summa summarum 86,5 Prozent vom Nominal gegeben. Der Umtausch ist also besser gelaufen als der freihändige Verkauf vorher. Doch auch der hatte sich ja gerechnet, allerdings nur für diejenigen, die während des Verfalls gekauft hatten.
Der Coupon der Altanleihe ist hingegen verloren. Also nix mit Stückzinsen. Das war er allerdings auch beim freihändigen Verkauf nach Bekanntgabe des Umschuldungsangebotes bereits der Fall.
So etwas macht man eigentlich nicht, denke ich, doch insgesamt finde ich das unter dem Strich alles ziemlich in Ordnung. Bislang sind alle Umschuldungen, die ich mitgemacht habe, profitabel gewesen. Bis auf Griechenland.
Ich werde jetzt allerdings nicht mehr in der Ukraine investieren. Obwohl alle dort 2015 neu emittierten Anleihen nur knapp unter pari stehen, hohe Coupons besitzen und Renditen von mehr als 8,5 Prozent p.a. bieten.
Doch ich denke, man sollte nicht versuchen, das Glück herauszufordern.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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