Von Bernd Niquet
Lange habe ich überlegt, woran mich die augenblickliche Situation in der Türkei erinnert – mit dem Staatsfeind Fethullah Gülen, der in den USA sitzt und an allem und jedem in der Türkei Schuld tragen soll.
Jetzt weiß ich es endlich: an George Orwells „1984“. Im vergangenen Jahr hatte ich die beklemmende Verfilmung dieses Romans gesehen und daraufhin noch einmal das Buch quergelesen.
Sehr schön dargestellt wird die Passage mit dem Staatsfeind bei Wikipedia. Dort heißt es:
„Mit nicht abschaltbaren Geräten („Teleschirme“), die zugleich alle Wohnungen visuell kontrollieren und abhören, schürt das Staatsfernsehen Hass auf einen unsichtbaren „Staatsfeind“ namens Emmanuel Goldstein, der angeblich die gegen die Partei gerichtete Untergrundorganisation der „Bruderschaft“ leitet.
Dieser Hass wird den Menschen als Teil der allgegenwärtigen Propaganda täglich neu eingehämmert und dient dazu, die Bevölkerung durch das gemeinsame, allgegenwärtige und anscheinend übermächtige Feindbild zusammenzuschweißen und von ihrem entbehrungsreichen, von harter Arbeit geprägten Leben abzulenken.“
Interessant, oder?
In diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass mir der heutige Diktator Erdogan in seinen politischen Anfängen auch in meinem Börsenleben begegnet ist. Im Jahr 2001 habe ich nämlich eine langlaufende Anleihe der Türkei gekauft, zu Kursen zwischen 75 und 80 Prozent des Nominalwertes.
Anfang des Jahres darauf wurde dann Erdogans AKP die stärkste Partei in der Türkei. Da ging es dann darum, was eine islamistische Partei in der Regierung für die Bonität des Landes bedeutet.
Ich weiß noch, dass mir damals nicht ganz wohl war, dennoch habe ich nicht nur durchgehalten, sondern mir im Spätsommer 2002 noch eine andere Anleihe zu vergleichsweisen Marktwerten gekauft.
Beide Anleihen sind sehr gut gelaufen und ich konnte sie im Jahr 2003 zu Kursen von 108 respektive im Jahr 2005 zu knapp 120 verkaufen. Geschmälert wurde der Gewinn nur dadurch etwas, dass sie in Dollar nominiert waren und der Dollar damals extreme Schwäche gegenüber dem Euro zeigte. Doch daran trug ja Erdogan keine Schuld.
Damals war noch alles gut. Fast jedenfalls.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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