Von Stephan Feuerstein
Die Ergebnisse des Bankenstresstestes wurden am vergangenen Freitag erst nach Handelsende veröffentlicht, so dass die Aktienmärkte darauf nicht mehr reagieren konnten. Dies geschah dann zum Wochenauftakt! Dass der Dax mit einem Sprung von mehr als 120 Punkten in den Handel startete, war dabei nur bedingt überraschend. Der Anstieg war auf die Erleichterung zurückzuführen, dass das Ergebnis des Stresstestes einigermaßen im Rahmen der Erwartungen ausgefallen war. Interessant ist allerdings der zunächst erfolgte Anstieg bei der Deutschen Bank und der Commerzbank. Wenngleich das anfängliche, durchaus beachtliche Kursplus bereits im Vormittagshandel wieder kassiert wurde, zeigt dieser Vorgang doch einmal mehr, dass die Marktteilnehmer gerne auch einmal klar über das Ziel hinausschießen. So war das Stresstest-Ergebnis bei der Deutschen Bank und der Commerzbank keinesfalls so gut, als dass sie zur Eröffnung als Kursgewinner den Dax hätten anführen müssen. Wie gesagt, bereits im späten Vormittagshandel wanderten die ganz klaren Kursgewinner an das Schlusslicht – und zwar mit klarem Abstand.
Dies verdeutlicht, wie die eine oder andere (kopflose) Überreaktion mehr oder weniger rasch wieder korrigiert wird. Entdeckt man derartige Vorkommnisse, ist das berühmte „antizyklische Handeln“ gefragt. Leider war dies zum Wochenauftakt im Zuge der Bewegung am Vormittag für unseren Börsenbrief natürlich etwas zu schnell, allerdings gibt es auch immer wieder Über- und Untertreibungen, die sich über einige Tage hinziehen.
Ein sehr schönes Beispiel war Ende des vergangenen Jahres die Reaktion der Anleger auf eine mögliche Entscheidung des US-Gesundheitsamtes in Bezug auf E-Zigaretten. Der Einbruch bei Altria offenbarte sich mit einem Blick in den Geschäftsbericht des Unternehmens als völlig überzogen, da das „Geschäftsfeld E-Zigarette“ nicht einmal als gesonderte Position aufgeführt wurde. Hier ergab sich eine attraktive Gelegenheit für einen antizyklischen Trade.
Ein weiterer Punkt, welcher die Aktienkurse zum Wochenauftakt angetrieben hat, war die schwindende Aussicht auf eine weitere Zinsanhebung in den USA in diesem Jahr. So hat die US-Konjunktur im Frühjahr etwas gestottert, womit eines der wesentlichen Argumente für einen weiteren Zinsschritt nach oben fehlt. Allerdings sorgt vor allem die extrem expansive Geldpolitik hierzulande (oder auch in Japan) für eine Verzerrung der Gegebenheiten, so dass eigentlich notwenige ausgleichende Bewegungen ausbleiben und die Märkte daher in Richtungen laufen, die irgendwann deutlich schmerzhafter korrigiert werden müssen. Leider ist hier aktuell noch kein Anzeichen dafür gekommen, dass es an der Zeit für einen antizyklischen Trade wäre. Und so kann man nur mit Bedenken kurzfristig vorsichtig prozyklisch agieren.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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