Von Stephan Feuerstein
Die Banken haben den jüngsten Stresstest gut überstanden. In den USA sind deutlich mehr Stellen geschaffen worden als erwartet und ein Teil der Unternehmen liefert auch noch Quartalsergebnisse, die vom Markt positiv aufgenommen werden. Bei genauerer Betrachtung hat sich aber im Hintergrund die eine oder andere düstere Wolke gebildet, die momentan offensichtlich etwas verdrängt wird.
Vergleicht man die fundamentale Bewertung der Unternehmen und hierbei besonders die der US-Unternehmen, so fällt auf, dass diese auf Bewertungsniveaus angestiegen sind, die zuletzt vor den großen Einbrüchen in den Jahren 2000 beziehungsweise 2007 erreicht wurden. Es bietet sich daher an, genau die Entwicklung der Wirtschaft zu beobachten, da hier erste ernste Warnsignale auszumachen sind, die auf eine korrigierende Bewegung aufmerksam machen.
Sorglosigkeit der Marktteilnehmer
Im Moment dürften sicherlich auch mögliche Zinsanhebungen in den USA in diesem Jahr ausgepreist werden. Sollte ein solcher Zinsschritt erkennbar werden, dürfte dies voraussichtlich auch einen Dämpfer am Aktienmarkt mit sich bringen. Je höher die Kurse dabei im Vorfeld gestiegen sind, desto deutlicher könnte dann auch wieder zurückgerudert werden.
Interessant hierbei ist, dass beispielsweise der Index der National Association of active Investment Managers (NAAIM) anzeigt, dass die dort befragten Fondsmanager aktuell zu 100 Prozent investiert sind. Derartig hohe Quoten führten in der Vergangenheit immer wieder zu Rücksetzern.
Ein weiteres Warnsignal ist auch das Verhältnis von Verkaufs- und Kaufoptionen, das so genannte Put/Call-Ratio, das vor allem kurzfristige Aussagekraft besitzt. Diese Put/Call-Ratios liegen für den US-Aktienmarkt aktuell auf Jahrestief, was die optimistische Stimmung auch an dieser Stelle klar verdeutlicht.
Ein weiterer Punkt, der zumindest aktuell zur Vorsicht mahnt, ist die seit dem Monatsbeginn eingetrübte Saisonalität. Die statistische Auswertung des Jahresverlaufs über die vergangenen Jahrzehnte offenbart, dass der Abschnitt zwischen Anfang August und Anfang Oktober eine hohe Rückschlagswahrscheinlichkeit mit sich bringt. Kein anderer Jahresabschnitt bringt eine derart hohe Gefahr eines Rücksetzers mit sich wie der aktuelle. Man darf also gespannt sein, ob die durchaus erkennbaren Warnzeichen letztendlich einen entsprechenden Rücksetzer nach sich ziehen werden.
Um am Ende allerdings etwas weniger pessimistisch zu enden: Sollte es tatsächlich zu der erwarteten Abschwächung kommen, würden sich gegen Ende des Korrekturzyklus auch wieder sehr attraktive Einstiegsgelegenheiten ergeben. Wahrscheinlich zeigen dann aber die oben erwähnten Indikatoren genau das Gegenteil an, so dass es rein psychologisch wieder schwierig sein wird, sich gegen die Masse antizyklisch zu positionieren.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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