Von Bernd Niquet
Unser Leben wird regiert von lauter Dingen, die sich in der Wirklichkeit kaum finden lassen: dem Guten, der Freiheit, dem Paradies oder auch nur einem niedrigen Blutdruck.
In der vergangenen Woche sind die Blutdruckwerte der beiden Kandidaten für die US-Präsidentschaft veröffentlicht worden. Danach hat Clinton 100/65 und Trump 116/70. Normalerweise kommt so ein niedriger Blutdruck nur bei pubertierenden Mädchen und Scheintoten vor.
Doch wenn auch alles andere gelogen ist, würde es ja komisch aussehen, wenn man hier die realen Werte veröffentlicht hätte.
Und während derzeit in Aleppo das letzte Gute im Menschen stirbt, wird es auch mit dem Paradies immer verzwickter. Denn Ruhe und Erbauung kann man zumindest in keinem irdischen Paradies mehr finden, seitdem sich jeder aufmachen kann, sich ebenfalls dorthin zu begeben, so dass es dort mittlerweile voll und laut ist wie in einer Großstadt.
Hier singt dann die Band „Feine Sahne Fischfilet“: „Niemand muss Bulle sein ...“. Da haben sie Recht, aber nur, wenn sich das auf den Einzelnen bezieht. Es ist dabei wie im Aktienmarkt: Der Einzelne kann jederzeit verkaufen / muss nicht Bulle sein, in der Gesamtheit jedoch brauchen wir genauso eine bestimmte Anzahl von Polizisten wie alle Aktien jemandem gehören müssen.
Ein bisschen hat das etwas mit dem herbstlichen „Blätterparadoxon“ zu tun, dass ich in dieser Woche entdeckt habe: Zuerst habe ich immer alle Blätter, die vom Baum kamen, täglich weggefegt. Da hatte ich das Gefühl, es würden extrem viele Blätter fallen. Seitdem ich sie jedoch liegen lasse, habe ich den Eindruck, es kommen gar keine mehr herunter.
Das einzelne Blatt verschwindet also in der Masse, genau wie der einzelne Mensch, als Konsument wie als Terrorist. Wer kein Geld hat, ist über jeden Euro dankbar, wer hingegen reich ist, merkt weitere Geldzuflüsse gar nicht mehr.
Und so geht es weiter, bis selbst das letzte Paradies kein Paradies mehr ist. Doch dann beginnt plötzlich etwas ganz Neues und Aufregendes.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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