Von Bernd Niquet
Es ist interessant: Je älter man wird, umso stärker nimmt man Veränderungen wahr, für die man vorher kaum einen Blick gehabt hätte. Alleine in Hinsicht auf die Finanzen kommt es mir vor, als hätten wir in den vergangenen Jahrzehnten gleich in mehreren verschiedenen Welten gelebt.
Erinnern Sie sich noch an die Twin-Deficits in den USA? Überhaupt an die Angst vor den Budgetdefiziten? Die ist heute komplett verschwunden. Die Defizite sind zwar weit höher als damals, als die Angst grassiert, doch heute tangiert das kaum noch jemanden.
Oder denken Sie manchmal noch an die Zeit, als alle Welt dachte, dass Geldmengenausweitungen zu Inflation führen? Das wirkt aus heutiger Sicht richtig putzig, oder?
Und dann natürlich die Zinsen. Hätte es jemals jemand für möglich gehalten, dass es eine Zeit geben könnte, in der die Anleihen der Bundesrepublik Deutschland im Bereich von unter zehn Jahren allesamt eine negative Verzinsung aufweisen, wie das heute der Fall ist?
Ich denke: Nein! Das ist wie beim Mauerfall 1989. Wer das prognostiziert hätte, den hätte man zu Recht für unzurechnungsfähig gehalten.
Weitere überraschende Veränderungen sind also beinahe vorprogrammiert. Eine Konstante scheint es jedoch zu geben: Die Aktienkurse sind durch alle Irrungen und Wirrungen hindurch immer gestiegen, allerdings von heftigen Krisen unterbrochen.
Die Veränderungen betreffen natürlich nicht nur die Wirtschaft. Eine Sache hat mich kürzlich beinahe umgeworfen: Ich erinnere mich noch gut an eine Kolumne von mir aus dem November 2015, von der ich fürchtete, sofort als Nazi bezeichnet zu werden. Sie lautete:
„Wie soll eine Demokratie mit denjenigen umgehen, die unter Verdacht stehen, eben diese Demokratie zerstören zu wollen? Meine persönliche Lösung sieht so aus: Um unsere Gesamtordnung zu schützen, müssen die Freiheitsrechte Einzelner eingeschränkt werden. Alle Gefährder sowie der potentielle Terroristenkreis sollten elektronisch überwacht werden. Mit einer elektronischen Fußfessel oder Vergleichbarem.“
Da dachte ich: Jetzt stellen sie mich an die Wand!
Heute hingegen – und ich glaube immer noch weder meinen Augen noch Ohren zu trauen – ist das die Position der SPD. Tatsächlich. Die der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.
Ab jetzt ist wirklich anscheinend alles möglich.
Leider aber auch das genaue Gegenteil davon.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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