Von Stephan Feuerstein
Wenn man offensichtlich nicht richtig liegt, würde es durchaus sinnvoll sein, sich dies einzugestehen und sich wieder „richtig zu positionieren“. Dies ist sowohl an der Börse so als auch im alltäglichen Leben. Im Handel an der Börse arbeitet man daher mit Stoppkursen, die einem die Entscheidung abnehmen, im passenden Moment zugeben zu müssen, dass man falsch liegt. Denn der ausgeführte Stoppkurs macht das in diesem Fall automatisch, so dass es auch kein Zögern und Hadern gibt.
Stolz ist der Feind des Gewinns
In jedem Anfängerbuch über die Börse liest man relativ rasch, dass man nicht emotional handeln soll. Denn wenn die Emotionen das Traden bestimmen, ist der Verlust über kurz oder lang vorprogrammiert. Diese Erkenntnisse, die an der Börse den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust ausmachen, kann man aber auch auf die Politik übertragen. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass sich der neue US-Präsident Trump ab seinem offiziellen Amtsantritt weniger stolz, sondern stattdessen vielmehr staatsmännisch der Welt präsentiert und auch so seine Entscheidungen trifft. Die Bekräftigung im aktuellen Interview der Bild-Zeitung, die Strafzölle für in Mexiko produzierte Autos auf 35 Prozent zu legen, ist daher hoffentlich nur ein „Poltern“, ohne dass daraus klare Fakten werden. Denn damit würde er schließlich einen Handelskrieg heraufbeschwören, der am Ende keine Gewinner hervorbringt.
Folgt auf die Trump-Rallye eine Trump-Korrektur?
An den Aktienmärkten feierte man zunächst die entschiedene Wahl, schließlich war damit die Unsicherheit vom Tisch. Nun präsentiert Trump aber viele Dinge, die aus heutiger Sicht nicht logisch oder sogar widersprüchlich sind, so dass bereits der eine oder andere Partner auf der Weltbühne irritiert ist. An der Börse hat man zuletzt zumindest den Fuß etwas vom Gas genommen und wartet nun offenbar darauf, ob den vollmundigen Ankündigungen auch Taten folgen werden beziehungsweise ob diese wirklich so ausfallen werden, wie Trump dies verkündet hat.
Es ist daher durchaus möglich, dass die Rallye weitergehen wird – wenn die Akteure an den Börsen eine Perspektive und keine Unsicherheit haben. Solange dies aber nicht der Fall ist, bleibt man vorsichtig in der Lauerstellung. Doch vielleicht würde ein kleiner Rücksetzer dem ganzen Geschehen ja nicht schaden. Denn dieser könnte sich ja schließlich als willkommene Einstiegsgelegenheit erweisen.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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