Von Thomas Grüner
Welche persönlichen Eigenschaften sind bei einem Portfoliomanager wünschenswert? Der extrovertierte, medienwirksame Typ oder der introvertierte, selbstkritische Typ? Einen guten Manager zeichnet vor allem aus, dass er die eigenen Kenntnisse und Fertigkeiten richtig einordnen kann! Introvertierten Managern fällt es dabei leichter, eine faktenbasierte und nachhaltige Strategie zu verfolgen, die Rationalität der Märkte anzuerkennen und den emotionalen Faktor auszublenden.
Extrovertierte Manager dagegen sind anfällig für Selbstüberschätzung. Nicht selten wird das Geld der Anleger dazu benutzt, um persönliche Glaubenskriege auszufechten und seine eigene „Überlegenheit“ beweisen zu wollen – ein gefährliches Spiel!
Portfoliomanager, die an Selbstüberschätzung leiden, machen den Anlageerfolg in der Regel gerne an den eigenen Fähigkeiten fest. Für den Misserfolg oder Fehleinschätzungen wird im Gegenzug die Irrationalität der Märkte verantwortlich gemacht. Ein guter Portfoliomanager ist dagegen selbstkritisch, nutzt die Selbstreflektion als wichtigen positiven Treiber für zukünftige Erfolgschancen und begegnet den Märkten gleichzeitig mit einer gewissen Demut. Introvertierte Manager wie Warren Buffett können diese Demut gegenüber den Märkten leichter mit ihrer Persönlichkeit vereinbaren.
Eigenen Irrtum einkalkulieren
Meine stets wichtigste Fragestellung: Was passiert mit den von mir verwalteten Portfolios, wenn eine oder mehrere meiner Kernannahmen falsch sind? Ein Manager, der sich diese Frage gar nicht erst stellt, wird zwangsläufig und unbewusst verstärkte Risiken eingehen. Strategische Schieflagen und strukturelle Defizite bei der Portfoliozusammenstellung werden unreflektiert fortgeführt und führen zu langfristigen Performancenachteilen.
Vor wenigen Jahren stellten die französischen Manager eines berühmten Mischfonds offen die Kreditwürdigkeit der verschuldeten „Süd-Länder“ in Frage – und blieben parallel dazu kräftig in Anleihen der europäischen Peripherieländer investiert. Vermeintliche Value-Investoren setzen überwiegend auf spekulative Turnaround-Werte. Andere Manager haben Goldaktien und physische Rohstoffe mit extremen Gewichtungen von über 50 Prozent im Depot und bezeichnen ihre Strategie als „defensiv“.
Wieder andere Manager nutzen die positive Wirkung des Begriffs „Absicherung“ für die eigenen werbewirksamen Zwecke. In der Praxis werden allerdings durch „permanente Absicherungen“ in einem intakten Bullenmarkt immense Euro-Beträge regelmäßig und quartalsweise verbrannt. Oft passen die Aussagen zum eigenen Vorgehen nicht zur Realität. Werfen Sie einmal einen Blick in die Details der Manager-Arbeit. Es lohnt sich!
Sind Märkte denn überhaupt irrational? Was sind „Die Märkte“ überhaupt? Die Märkte sind „Nachrichtenverarbeitungsmaschinen“, sie preisen unmittelbar die Erwartungshaltung von Millionen Anlegern ein und werden von Angebot und Nachfrage gesteuert. Wirtschaftliche, politische und psychologische Faktoren üben dabei einen großen Einfluss aus. Es bringt deshalb überhaupt nichts, die Märkte als „irrational“ zu bezeichnen. Oft ist das nur eine Ausrede für die eigene Fehleinschätzung.
Fazit: Der Markt ist nicht schuld! Es ist letztendlich der Anleger selbst, der mit emotionalen Entscheidungen hohe Opportunitätskosten verursacht und zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Wenn Sie diese vertrauensvolle Aufgabe in die Hände eines Portfoliomanagers legen, achten Sie deshalb darauf, dass er nicht ebenfalls zu emotionalen Entscheidungen neigt und mit Ihrem Geld seine subjektive Meinung „beweisen“ will. Extrovertiertheit ist in diesem Zusammenhang keine wünschenswerte Eigenschaft.
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Thomas Grüner ist Firmengründer und Chief Investment Officer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.
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