Von Bernd Niquet
Es gibt derzeit bizarre Streitigkeiten über den Atlantik hinweg zwischen der EU und den USA.
So hat die Trump-Regierung behauptet, Deutschland würde sich mit einem schwachen Euro zu Lasten der USA Wettbewerbsvorteile verschaffen, woraufhin unsere Leute von der Kanzlerin über den Bundesbankpräsidenten bis hin zu EZB-Chef Draghi das unisono in Abrede stellen.
Und was ist nun richtig?
Merkel weist auf die Unabhängigkeit der EZB hin, Weidmann spricht von „abwegig“ und Draghi sagt: „Wir sind keine Währungsmanipulatoren.“
Das stimmt alles. Andererseits stimmt aber auch das, was Trump sagt. Da jedoch beide Seiten wissen, dass der Gegner genauso Recht hat wie man selbst, sind alle Behauptungen, die eigentlich stimmen, dadurch andererseits auch gelogen.
Der Grund für die Kalamitäten liegt im Euro. Durch die seit dem 31.12.1998 festgeschriebenen Paritäten im Euro hat sich Deutschland aufgrund seiner guten Wirtschaftsleistung seitdem eine enorme Unterbewertung erarbeitet, wohingegen spiegelbildlich die Südländer der EU in eine strangulierende Überbewertung gerutscht sind.
Das jedoch ist im Euro nicht zu ändern. Dazu müsste man den Euro abschaffen. Deswegen erübrigen sich solche Scharmützel eigentlich. Es sei denn, man erhofft sich Vorteile daraus.
Ähnlich halbseiden geht es derzeit auch bei den großen Unternehmen zu. Starbucks und die US-Fastfood-Ketten setzen Trumps Einreisebann die Bekanntgabe entgegen, jetzt erst recht mexikanische Einwanderer beschäftigen zu wollen. Es wird interessant sein, zu beobachten, welche Löhne da wohl gezahlt werden.
In Deutschland spielen dieselben Akteure zur Zeit beinahe dasselbe Spielchen. Hier will man nämlich plötzlich massenweise polnische Aushilfskräfte beschäftigen. Das allerdings nicht aus altruistischen Gründen, sondern um die Streiks der hiesigen Arbeitnehmer zu brechen, die dafür streiken, mehr als nur 3 Cent über dem Mindestlohn bezahlt zu werden.
Und die Differenz zwischen solchen Hungerlöhnen und dem Existenzminimum müssen dann die deutschen Steuerzahler bezahlen, die somit jeden Kaffee und jeden Burger aus den USA subventionieren. Denn Steuern zahlen diese feinen Unternehmen hier ja sowieso nicht.
Viele Versprechen einer liberalisierten Ökonomie haben also schlichtweg getrogen. Und die staatlichen Eingriffe wenden kaum etwas zum Besseren. Es wird daher spannend werden, zu beobachten, welche Konsequenzen daraus erwachsen.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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