Von Bernd Niquet
Meine Güte, da werde ich manchmal wirklich sentimental, wenn ich mir einmal in einer stillen Stunde klarmache, wie sehr sich die Welt in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat.
In den Anfangszeiten meines Börseninteresses habe ich immer wieder mit großer Begeisterung aus John Maynard Keynes´ „General Theory“ das Kapitel „Der Zustand der langfristigen Erwartung“ gelesen – sicher das Beste, was jemals über die Börse geschrieben worden ist – in dem sich Keynes Sorgen darüber macht, dass in den USA die Auffassungen zu gleichförmig sind und daher zu extremen Kurskapriolen führen.
Heute hingegen sind wir alle zu Amerikanern geworden – und die durchschnittliche Haltedauer von Aktien hat sich von Jahren zu Sekunden verändert.
Doch während an der Börse vielfach die meisten Menschen der gleichen Meinung sind, hat sich im politischen Bereich in den vergangenen Jahren genau der umgekehrte Effekt ergeben. Da vertritt jeder nicht nur seine eigene Meinung, sondern da ist auch nahezu jeder komplett davon überzeugt, mit seiner Meinung Recht zu haben.
Was daraus resultiert, ist bisher zum Glück nur ein riesiges Scharmützel in den sogenannten „sozialen“ Netzwerken, die jedoch alles andere als sozial sind, weil sie vielmehr genau umgekehrt das Soziale und die friedliche Gemeinschaft der Menschen eher zerstören.
Nahezu jeder Mensch, der sich heute außerhalb des traditionellen Spektrums öffentlich äußert, scheint persönlich eine Schmach zu spüren, für die er jetzt unbedingt Vergeltung einfordert.
Ich kann daher nur unbedingt dazu raten, sich ausführlich mit der Geschichte unseres Landes zu beschäftigen. Kaufen Sie sich die 10er-DVD-Box „Vom Reich zur Republik“ für lächerliche 42,99 Euro, die sie bestimmt gut aus Ihrem Aktien-Budget abzwacken können.
Denn hier wird Ihnen in brillanter Weise in 15 Stunden im Großen vorgespielt, was durchaus viel mit dem Heute in Kleinen zu tun hat. Noch jedenfalls.
Auf jeden Fall müssen Sie sehen: Die nervöse Großmacht, Europas letzter Sommer, Gewaltfrieden (1) und (2) sowie die Konterrevolution. Letztere erwischen Sie gerade noch am Samstag im TV, um 20.15 Uhr in „ARD alpha“.
Vielleicht ist das die beste Investition, die man gegenwärtig unternehmen kann.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php
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