Von Bernd Niquet
Die Wirtschaftstheorie macht es sich gemeinhin ziemlich einfach. Da treffen souveräne Konsumenten auf Unternehmen, welche deren Präferenzen in Produkte umsetzen und die Produktion ausdehnen, bis die Grenzkosten die Grenzerlöse erreichen. Der Staat setzt dazu die Rahmenbedingungen und fertig ist die Geschichte.
Damit kann natürlich der komplette Irrsinn der SUVs nicht erklärt werden. Wie es nämlich in einer freien Gesellschaft intelligenter Menschen passieren kann, dass, obwohl jedem das Energiethema geläufig ist, trotzdem der Anteil der Menschen, die auch in der Stadt einen Lastwagen fahren, stetig größer wird.
Und dass die Externalitäten dieser Gefährte nicht nur die Umwelt tangieren, sondern auch dazu führen, dass jeder andere Verkehrsteilnehmer sich zur eigenen Sicherheit eigentlich auch so einen Panzer kaufen müsste.
So entsteht der größtmöglich denkbare Irrsinn – und niemand ist mehr in der Lage, ihn zu stoppen.
Heute ist auf diese Weise eher der Rüstungswettlauf der Supermächte während des Kalten Krieges zum Wirtschaftsmodell geworden als das Zusammenleben von Vernünftigen wie zu Zeiten, als man noch wusste, wer Adam Smith war.
Doch es lohnt sich ja prächtig. Der SUV-Bauer BMW hat im vergangenen Jahr 6,9 Milliarden Euro Gewinn erzielt. Die Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten erhalten davon 1 Milliarde Euro als Dividende ausgeschüttet.
Und CDU und SPD sei Dank, müssen sie davon nicht 45 Prozent Steuern abführen, wie jemand, der sich diese Summe erarbeitet hätte, sondern nur 25 Prozent. Macht schlappe 200 Millionen Euro Unterschied. Legal.
Als jedoch unsere Umweltministerin Barbara Hendricks kürzlich gesagt hat, eigentlich dürfte es nur Bauern und Jägern erlaubt sein, SUVs zu fahren, glaubte sie – sicherlich zu Recht – ihren Ausführungen den folgenden Satz vorschieben zu müssen:
„Ich sage das jetzt nicht als Vorschlag, sonst werde ich wieder aufgespießt.“
Da hat sie völlig Recht. Bei uns müssen alle aufgespießt werden, die sich der konsequenten Durchsetzung des größtmöglichen Irrsinns in den Weg stellen. Ansonsten geht es ja nicht weiter mit dem Fortschritt.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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