Von Bernd Niquet
Um zu versuchen, Aktienkurse vorherzusagen, gibt es prinzipiell zwei verschiedene Wege: Entweder man macht sich die Dinge sehr einfach und entscheidet anhand sehr rudimentärer Vorstellungen oder man macht es sehr kompliziert und versucht, möglichst alle relevanten Faktoren in die Entscheidung einfließen zu lassen.
Welche Methode ist nun besser? Ich fürchte, sie sind beide gleich erfolglos.
Interessant ist jedoch, dass es sich beim Geschäft mit der Politik durchaus ähnlich verhält. Womit wir beim Populismus angelangt wären.
Seit dieser Begriff bei uns aufgekommen ist, habe ich versucht, zu verstehen, was er eigentlich bedeutet. Ich bin jedoch nicht fündig geworden. Jeder scheint darunter etwas anderes zu verstehen.
Vor kurzem bin ich dann im neuen Duden auf diese Definition gestoßen: „Von Opportunismus geprägte, volksnahe, oft demagogische Politik, die das Ziel hat, durch Dramatisierung der politischen Lage die Gunst der Massen (im Hinblick auf Wahlen) zu gewinnen“.
Aha, dachte ich, jetzt weiß ich das endlich. Doch je länger ich mir diese Erklärung anschaue, umso verfehlter finde ich sie. Was soll das mit Opportunismus und Dramatisierung? Das ergibt doch kein passendes Unterscheidungskriterium zwischen Menschen beziehungsweise Parteien, die als populistisch bezeichnet werden, und solchen, für die das nicht gelten soll.
An dieser Stelle kommt nun wieder die Börse ins Spiel und mit ihr die obige Überlegung. Ja, es ist wirklich wahr, in vielen Fällen hilft die Börse, auch das ganz normale Leben zu erklären.
Denn hier ergibt sich eine ganz einfache Definition, die aus meiner Sicht viel besser trägt. Die Schlüsselbegriffe sind dabei für mich „Einfachheit“ und „Simplifizierung“.
Ein Populist ist für mich jemand, der in unserer nahezu unendlich komplizierten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Welt einfache Lösungen anzubieten hat.
Denken Sie mal darüber nach! Diese Definition hat zudem den Vorteil, niemanden zu diskriminieren oder an die Wand zu stellen.
Populistische Lösungen können sich somit also durchaus als besser erweisen als komplizierte. Aber auch als weit schlechter. Die Börse beweist das täglich.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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