Von Stephan Feuerstein
In dieser Woche schauen Anleger gebannt auf die Europäische Zentralbank, die am Donnerstag zu ihrer turnusmäßigen Sitzung zusammentrifft. Man darf gespannt sein, welche Worte EZB-Chef Draghi wählt, um die Entscheidung über die geldpolitische Strategie zu erklären. Sicherlich dürfte er seine Worte dieses Mal mit etwas mehr Bedacht als zuletzt wählen, als die Märkte diese als Signal für eine baldige Zinswende verstanden und die Aktienkurse einen entsprechenden Dämpfer erhielten.
Treibsatz der Hausse
Schließlich ist es kein Geheimnis, dass die Aktienkurse vor allem durch das billige Geld angetrieben werden. Die Politik der Europäischen Zentralbank hat aber auch zu einer mittlerweile eher ungünstigen Entwicklung auf dem Immobilienmarkt geführt. Gewisse Parallelen zum Zustand in den USA vor Ausbruch der Finanzkrise drängen sich einem dabei zwangsläufig auf. Sollte die EZB das billige Geld etwas zu unbedarft abschöpfen, dürfte die „sichere“ Anlage in Betongold entzaubert werden. Wenn die Anschlussfinanzierungen plötzlich unerwartet teuer werden, werden Kredite auch wieder notleidend. Die EZB steckt daher in einem gewissen Dilemma, da das billige Geld mittlerweile unerwünschte Blüten trägt, die sich auch in sehr ambitionierten Bewertungen am Aktienmarkt erkennen lassen. Würde EZB-Chef Draghi aber ein Abschöpfen der Liquidität auch nur entfernt andeuten, dürften die Anleger etwas hysterisch auf den Verkaufsknopf drücken. Man darf daher gespannt sein, wie die europäischen Notenbanker dieses Problem lösen werden. In jedem Fall sollte man aktuell vorsichtig sein, denn die Wahrscheinlichkeit für einen Rücksetzer ist aktuell im Jahresvergleich am höchsten.
Zu viel Phantasie in den Kursen
Die aktuelle Rallye hatte ihren Auslöser mit der Wahl Donald Trumps als US-Präsident. So sorgte sein Wahlversprechen hinsichtlich Steuererleichterungen für eine freundliche Stimmung am Aktienmarkt, was die Kurse bis heute nach oben getrieben hat. Mittlerweile ist es aber mehr als unwahrscheinlich, dass Trump seine Steuersenkungspläne in absehbarer Zeit durchsetzen wird. Man darf daher gespannt sein, wann sich diese Erkenntnis auch unter den Anlegern durchsetzt. Diese sind für den fundamentalen Zustand der Aktienmärkte etwas zu positiv gestimmt, was ebenfalls ein ernstzunehmendes Warnzeichen ist. Spätestens wenn man aber wieder liest, dass dieses Mal alles anders ist, sollte man für einen bevorstehenden Rücksetzer gewappnet sein.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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