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Verkehrte Welt?

Donnerstag, 14. September 2017 um 09:01

Von Thomas Grüner
2017 ist bisher ein hervorragendes Börsenjahr! Der MSCI World Index legt 11,9 Prozent zu, der S&P 500 notiert 10,4 Prozent höher. Europäische Aktien laufen wie geschmiert: Der EuroStoxx 50 gewinnt 17,2 Prozent, der Dax sogar 18,4 Prozent. Der laufende Bullenmarkt zeigt sich in 2017 von seiner dynamischen Seite. Moment da kann doch irgendetwas nicht stimmen!

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht realitätsnah wirkt: Diese Zahlen sind korrekt. Es handelt sich dabei um die Renditen im Jahr 2017 zum Monatsende August, aber aus der Sicht eines amerikanischen Investors! Das Währungspaar Euro/Dollar hat sich seit Jahresbeginn von 1,05 auf 1,20 bewegt, dementsprechend erhielten Investitionen außerhalb des US-Dollars kräftigen Rückenwind. Währungseffekt!

Aus der Sicht eines europäischen Investors sieht die Bilanz zum Ende August folgendermaßen aus: MSCI World Index -0,72 Prozent, S&P 500 -2,1 Prozent, EuroStoxx 50 +4,0 Prozent, Dax +5,0 Prozent. Leben wir in verschiedenen Welten?

Währungsbilanz beachten

Keine Angst: Im Börsenjahr 2017 ist nichts Außergewöhnliches passiert und die Welt ist nicht aus den Fugen geraten. Der vorangegangene Vergleich verdeutlicht lediglich, dass Währungseffekte zumindest kurzfristig einen spürbaren Einfluss auf die Renditen der Anleger aus verschiedenen Währungsräumen ausüben können. 2014 legte der MSCI World Index in Euro 17,2 Prozent zu, während US-Investoren sich mit 2,9 Prozent begnügen mussten. Dem schwachen Euro sei Dank! Dasselbe Spiel 2017, nur mit der umgekehrten Rollenverteilung. Zähe Seitwärtsphase für den einen, erstaunliche Dynamik für den anderen. Am Ende gleicht sich vieles aus!

Anleger aus verschiedenen Währungsräumen „rotieren“ kurzfristig in die Position der großen Profiteure und erleben umgekehrt Krisen, die andere gar nicht wahrnehmen. 2016 legte der MSCI World Index in Euro 8,5 Prozent zu. Nicht gerade spektakulär, oder? Für britische Investoren schon: In Pfund berechnet gewann der MSCI World Index 29,0 Prozent. Kritische Marktbeobachter im Euroraum unken, dass die zähe Entwicklung der vergangenen Jahre ein zuverlässiger Vorbote für einen baldigen Crash auf globaler Ebene sein könnte. Für britische Anleger ist diese Vermutung schwer nachvollziehbar obwohl sie bei einer globalen Aufstellung dasselbe Anlageuniversum mit uns teilen. Wie ich in meiner vorangegangenen Kolumne bereits geschrieben habe: Es ist alles eine Frage des Blickwinkels!

Gold heißt US-Dollar

Unterschiedliche Währung, unterschiedliche Wahrnehmung dieses Phänomen haben nicht nur die Aktienmärkte für sich gepachtet. Auch Rohstoffpreise können sich dieser Thematik natürlich nicht entziehen. Der Goldpreis wird in US-Dollar festgestellt dementsprechend investieren europäische Goldkäufer zu 100 Prozent in Fremdwährung. Trotz der Gegenbewegung in 2017 haben europäische Investoren in den vergangenen Jahren vom starken US-Dollar profitiert, 2014 notierte Euro/Dollar noch bei 1,40. Dementsprechend steckt den US-Investoren der Gold-Crash seit 2011 deutlich schwerer in den Knochen: In US-Dollar notiert Gold noch immer mehr als 30 Prozent unter Allzeithoch, in Euro sind es nur 16 Prozent.

Fazit: Betrachten Sie die globalen Aktienmärkte am besten aus verschiedenen Blickwinkeln und Sie werden „Währungssorgen“ als ungerechtfertigt identifizieren. Langfristig ist das ein Nullsummenspiel und führt Sie kurzfristig allzu oft auf die falsche Fährte!

Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per E-Mail an feedback@gruener-fisher.de.

Thomas Grüner
ist Firmengründer und Chief Investment Officer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Weitere Informationen unter www.gruener-fisher.de.


Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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