Von Stephan Feuerstein
Vor vielen Jahren hat der bekannte Investor André Kostolany einmal gesagt, dass man das Gehirn ausschalten soll, wenn die Zinsen nahe Null gehen, und Aktien kaufen soll. Obwohl dieser Satz lange vor dem Ausbruch der Finanzkrise gefallen war, hätte man in den vergangenen Jahren gut daran getan, sich daran zu halten. Manche Mechanismen funktionieren eben doch auf Dauer, auch wenn sie hier und da gerne als veraltet abgetan werden. Dennoch stellt sich momentan die Frage, ob sich diese Regel immer noch anwenden lässt. Immerhin haussiert der Aktienmarkt nun in der aktuellen Tendenz seit rund einem Jahr und hat dabei auch bewertungstechnisch durchaus ein Niveau erreicht, das keinen bedingungslosen Einstieg mehr nahelegt.
Notenbankpolitik verfälscht das Bild
Was trotz der fortgeschrittenen Notierungen überrascht, ist die Sorglosigkeit der Marktteilnehmer. Schließlich gibt es genügend Gefahrenherde, die sich zu einer Krise entwickeln könnten. Vor allem auch das eher impulsive Vorgehen des US-Präsidenten ist dabei eine weitere Unbekannte, die sich nur schwer kalkulieren lässt und die durchaus einen Stein ins Rollen bringen könnte, welcher dann auch an der Börse entsprechende Reaktionen mit sich bringt. Die „heile Welt“ der Anleger lässt sich unter anderem an den fast auf historisch niedrigen Tiefstständen angelangten Volatilitätsindikatoren ablesen. Obwohl dies für sich alleine bereits ein Warnsignal darstellt, wird es im Hinblick auf die fortgeschrittene Bewegung an den Aktienmärkten sowie die zunehmende Risikobereitschaft der Akteure allmählich zu einem ernsten Warnsignal!
Geld will investiert werden
Das Dilemma ist, dass es aufgrund des niedrigen Zinsniveaus viel Geld gibt, das investiert werden will, es aber immer weniger attraktive Gelegenheiten gibt. Dies lässt sich auch daran erkennen, dass vermehrt Anleihen erworben werden, die man durchaus als riskant einstufen kann. Dies bedeutet aber im Umkehrschluss, dass eine Änderung der aktuellen Niedrigzinspolitik an den Aktienmärkten eine große Wirkung mit sich bringt und demzufolge dann auch entsprechende Verkäufe nach sich ziehen sollte. Solange also beispielsweise hierzulande die Europäische Zentralbank den Markt weiter mit Geld flutet, sollte der Trend nach oben weiter anhalten. Extreme Vorsicht ist allerdings angebracht, wenn sich erste Tendenzen einer Wende in der Zinspolitik erkennen lassen!
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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