Von Bernd Niquet
Mit Interesse habe ich über die Gerüchte gelesen, der Hintergrund der gegenwärtigen Bitcoin-Rallye bestehe darin, dass man bald bei Amazon mit Bitcoins bezahlen könne und diese Kryptowährung damit gleichsam nahezu offiziellen Status bekäme.
Ich überlege mir dabei, ob man damals bei der großen Tulpenspekulation eigentlich daran gedacht hat, mit Tulpen irgendetwas anderes machen zu können als sie anzuschauen? Nein, so weit ist man damals nicht gegangen. Damals!
Irgendwie finde ich das lustig, wenn man jetzt einmal durchdenkt, der Bitcoin würde tatsächlich als eine zum Euro und Dollar gleichrangige Währung bei Amazon eingeführt werden.
Denn erstens würde deren Webseite dann einen Anblick liefern, wie es früher im Ostblock unter dem Ladentisch aussah: Alles wäre in zwei Währungen notiert, und die Preise würden sich sekündlich ändern.
Und zweites ergäbe sich ein wirklich spaßiges Preisniveau. Würde man beispielsweise eine CD für 5,99 Euro kaufen wollen, dann entspräche dieser Preis bei der aktuellen Austauschrate vom 4.950 Bitcoin zum Euro einem Preis von 0,0012099 Bitcoin.
Klingt nicht viel für so eine olle Scheibe.
Jetzt könnte man natürlich den Bitcoin splitten oder aufwerten und aus den 0,0012099 beispielsweise 1,20 machen. Doch dann hätte man genau die Inflation erzeugt, die man ja gerade nicht wollte.
Überhaupt: Was steht denn eigentlich hinter einem Bitcoin? Besitze ich einen Dollar, so steht dahinter die Leistungsfähigkeit der Menschen in den USA. Die mag heutzutage nicht sonderlich groß sein, trotzdem. Und hinter dem Euro stehen immer noch Anleihen von Griechenland, Spanien, Portugal, Italien, aber auch der Bundesrepublik Deutschland.
Und was steht hinter einem Bitcoin? Nichts!
Umso erstaunlicher ist es, dass gerade diejenigen diese Währung protegieren, die andererseits die Fähigkeit der Banken und Zentralbanken, aus dem Nichts Geld zu schöpfen, am meisten kritisieren.
Es ist wirklich eine verrückte Welt. Und die Menschen fallen immer wieder auf den gleichen Scheiß herein. Und es läuft immer wieder nach dem gleichen Muster ab.
Wer weiß, vielleicht steigt der Bitcoin tatsächlich noch von 4.950 auf 50.000 Euro. Und vielleicht wird er wirklich bald an nennenswerter Stelle als Zahlungsmittel angenommen. Genauso, wie es heute beim Sanifair-Toilettengutschein schon der Fall ist.
Doch es wird der Tag kommen, an dem von einem Moment auf den anderen die gesamte Pyramide in sich zusammenstürzt.
Das ist dann genau wie bei den Sanifair-Toilettengutscheinen, wenn sie älter als drei Jahre sind.
(Sehen Sie: So kann man hier immer auch noch etwas Nützliches für den Alltag hinzulernen.)
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php
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