Von Bernd Niquet
Als ich noch selbständig beruflich tätig war, konnte ich mir die Mehrwertsteuer beim Kauf eines neuen Autos vom Finanzamt erstatten lassen. Natürlich habe ich das ausgenutzt und gemacht.
Heute wird der Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton öffentlich an den Pranger gestellt, weil er seinen Privat-Jet im Wert von 20 Millionen Euro über die Isle of Man gekauft hat, da er sich so ebenfalls die Mehrwertsteuer ziehen konnte.
Ist das jetzt verwerflich? Und wenn ja, welches Handeln? Das Ausnutzen der Steuergesetze durch den großen und reichen Weltmeister oder das des kleinen Mannes?
Deutschland verliere, so schätzt man, rund 160 Milliarden Euro im Jahr durch Tricks hochspezialisierter Anwalts-Kanzleien im Auftrag von Konzernen und Milliardären.
Ich habe darauf nur eine Antwort: Dann muss man eben diese Schlupflöcher stopfen!
Natürlich weiß ich, wie schwierig das ist. Und vielleicht ist es ja sogar gänzlich unmöglich. Schließlich leben viele Länder ja regelrecht davon. Und der Republik Irland hat die EU sogar zugesagt, um deren Ablehnung der EU-Verfassung aus dem Weg zu bekommen, sich nicht mehr in sein Steuersystem einzumischen.
Doch dann muss man eben anders agieren. Dann muss es Transfers an diese Länder geben, damit der Steuervermeidungswettbewerb aufhört. So ungerecht das auch immer ist.
Es gibt jedoch auch rechtlich eindeutig illegale Steuerumgehung. Die Deutsche Steuergewerkschaft schätzt den Ausfall dabei auf mehr als 40 Milliarden Euro. Und hier scheinen die sogenannten kleinen Leute sogar deutlich zu führen, denn hier handelt es sich um Kleindelikte wie die illegal beschäftigte Putzfrau, die als Geschäftsessen deklarierte Geburtstagsfeier oder falsche Angaben bei der Pendlerpauschale.
Und nun? Es steht zwischen den Großen und den Kleinen also wahrscheinlich unentschieden. Und wenn man die Hinterziehung in Relation zu den Einkommen setzt, gewinnen vielleicht sogar die niedrigen Einkommen.
Sollen wir es jetzt dabei lassen? Pari ist doch eigentlich gerecht. Und zusätzlich können wir die reichen schwarzen Schafe trefflich an die Wand stellen.
Wahrscheinlich ist das gar keine so schlechte Lösung. Auf jeden Fall eine, die sich auch realisieren lässt.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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