Von Stephan Feuerstein
Der US-Senat hat am vergangenen Freitag die von US-Präsident Trump im Wahlkampf versprochene Steuerreform verabschiedet. Darauf haben die Aktienmärkte zum Wochenauftakt zunächst auch mit einem entsprechenden Aufschlag reagiert. Dennoch ist die Steuerreform damit nicht entschieden. Vielmehr muss die beschlossene Fassung nun mit der des Repräsentantenhauses abgeglichen werden. Gelingt dies, dürfte die Steuerreform dann endgültig noch vor Weihnachten beschlossen werden. Dies sollte den Aktienmärkten dann aber auch einen deutlichen Impuls nach oben geben. Immerhin wird die Rallye der vergangenen Wochen von der Hoffnung auf diese Steuerreform getrieben.
Kurzfristig hui, langfristig pfui?
Die US-Unternehmenssteuern sind im Vergleich zu anderen Ländern hoch, daher durchaus reformbedürftig. Die Steuerreform wird dem US-Bürger aber zur Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen verkauft. Ob das aber wirklich der Fall sein wird, darf mit einem großen Fragezeichen versehen werden. Trump geht zwar davon aus, dass die niedrigeren Unternehmenssteuern mehr Wachstum bewirken, was dann die Steuermindereinnahmen ausgleichen soll. Führende und bekannte Wirtschaftswissenschaftler bezweifeln dies aber – teilweise sehr deutlich. Vielmehr könnte das Haushaltsdefizit mit der US-Steuerreform in den kommenden zehn Jahren um eine weitere Billion auf dann etwa drei Billionen US-Dollar emporschnellen. Dieses Defizit hätte dann der zu zahlen, der eigentlich entlastet werden sollte. Dies sollte daher kurzfristig zwar einen positiven Effekt haben, dürfte sich langfristig aber negativ auswirken, da dem normalen Konsumenten schlichtweg das Geld fehlen wird, um zu konsumieren. Wenngleich in den USA eine Steuerreform durchaus nötig wäre, wäre die von US-Präsident Trump präferierte sicherlich die falsche Lösung!
Wo Licht ist, ist auch Schatten
Selbst wenn die Steuerreform durchgehen würde, hängt über den USA im Allgemeinen und über US-Präsident Trump im Speziellen das eine oder andere Damoklesschwert. So dürften in den USA noch in dieser Woche die ersten Ämter wieder einmal schließen, sofern nicht über eine Erhöhung der US-Schuldengrenze abgestimmt wird. Wie bereits oben erwähnt, ist das US-Haushaltsdefizit höchstens im negativen Sinn hervorragend und dürfte nicht zuletzt aufgrund der aktuell vorliegenden Steuerreform weiter zulegen. Daher stellt sich dann die berechtigte Frage, ob die Zyklen schneller werden, in denen die Schuldenobergrenze erhöht wird, da das Land sonst vor einem Kollaps steht.
Ein weiterer, momentan etwas unbeachteter Punkt sind die Ermittlungen zur Russlandaffäre, von denen speziell Trump betroffen ist. Man darf diesbezüglich gespannt sein, vor allem, weil der ehemalige Sicherheitsberater Flynn sich nun der Falschaussage bekannt hat. Kommt hier noch mehr Belastendes zu Tage? Dies würde jedenfalls den Aktienmarkt momentan eher belasten.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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