Von Bernd Niquet
Neulich erst habe ich mitbekommen, dass es auf einer Internetseite, auf der auch meine Kolumnen erscheinen, Kommentare dazu gibt. Als ich lese, oder zumindest versuche, zu lesen, welcher Hass da im Rahmen der Diskussion um den Bitcoin über die Politik der Notenbanken zu finden ist, stelle ich mit Entsetzen fest:
Diese Leute können ja gar nicht richtig schreiben! Sich über die Politik zu erregen, selbst aber nicht einmal die Grundregeln der Rechtschreibung und des Kommasetzens zu beherrschen, das scheint heute die Idealkombination zu sein.
Wahrscheinlich ist das in leicht abgewandelter Form wirklich ein treffendes Bild unserer Zeit.
Wobei ich mich allerdings schon seit Beginn der Internet-Revolution frage, wie eigentlich ein derartig „rückständiges“ Medium, welches anstelle der bequemen Sprache das aufwendige und vergleichsweise schwierige Schreiben gesetzt hat, so einen Erfolg haben konnte?
Ich kann mir das eigentlich nur dadurch beantworten, dass Schreiben eben unpersönlicher ist als Reden. Dahinter kann man sich besser verschanzen. Und wahrscheinlich ist das in leicht abgewandelter Form ebenfalls ein wirklich treffendes Bild unserer Zeit.
Überall im Lande schlagen derzeit die Kommunen Alarm, weil sie mit den Flüchtlingen nicht mehr klarkommen, die bereits seit Jahren eingepfercht in Sinn- und Aussichtslosigkeit den Hang zu Aggressivität entwickeln. Da haben wir nicht wieder gutzumachende Fehler begangen.
Leider sieht das Bild unserer eigenen Jugend auch nicht viel besser aus. Die Schulabschlüsse von heute sind mit denen von vor ein paar Jahrzehnten nicht mehr zu vergleichen. Und gegen die Disziplin in unseren Schulen sind Flüchtlingsheime eher Horte der Ruhe. Mit diesen Leuten werden wir sicherlich auf den Weltmärkten nicht bestehen können.
Irgendwann wird es bei uns wohl auch der Letzte mitbekommen, dass unser liberales Streichelmodell zum Scheitern verurteilt ist. Da braucht man gar keine Verschwörungstheorien à la AfD. Das Kaputtmachen unseres Landes ist keine Verschwörung, sondern die Rückseite unserer Geisteshaltung, alles anders zu machen als die Nazis das früher getan haben. Aber wirklich alles. Bis auf die Autobahnen, die bauen wir ja weiter.
Deutschland ist das einzige Land der Welt, in dem man ohne Papiere einreisen, aber ohne Papiere nicht mehr abgeschoben werden kann. Und wahrscheinlich ist es auch das einzige Land, in dem sich Straftäter über die Polizei und Justiz lustig machen, weil diese so lasch sind.
In seiner Weihnachtsansprache hat der Bundespräsident die Menschen in Deutschland aufgefordert, sich für unser Land einzusetzen. Doch will ich das eigentlich, habe ich mich selbst daraufhin gefragt? Will ich mich für diese Melange aus Wegsehern und Kaputtmachern engagieren, die in unserer Verwaltung und zu Teilen auch in der politischen Führung sitzen?
Ich hoffe nur, dass nicht allzu viele Menschen ähnliche Gedanken hegen wie ich. Denn dann könnte es irgendwann wirklich ernst werden. Anderweitig werden wir aber sicherlich weiterhin gute Jahre vor uns haben. Ich wünsche zunächst einmal ein frohes und erfolgreiches 2018.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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