Von Stephan Feuerstein
In den USA hatte die US-Notenbank unter Janet Yellen im vergangenen Jahr eine Zinswende eingeleitet. Doch bereits zuvor war eine Wende in der expansiven Geldpolitik erkennbar, da die nach der Finanzkrise eingeführten Konjunkturprogramme sukzessive zurückgefahren wurden. Die noch amtierende US-Notenbankpräsidentin hat noch vor Ende ihrer Amtszeit verkündet, dass sie mit vier weiteren Zinsanhebungen in diesem Jahr rechnet. Da ihr Nachfolger Jerome Powell nicht als geldpolitischer Falke gilt, dürfte auch er die Zinsanhebungen mit Bedacht vornehmen.
Ein bedeutender Punkt, der die Berechnungen der US-Notenbank etwas durcheinanderbringen könnte, ist die noch vor Weihnachten beschlossene US-Steuerreform. Damit wird das Konjunkturwachstum in den USA weiter vorangetrieben und damit aber auch möglicherweise die Inflationsrate. Dies sollte in der Folge dann den Druck auf die FED erhöhen, die Zinsschritte schneller oder deutlicher vorzunehmen.
Zieht die Europäische Zentralbank nach?
Mit der Zinswende in den USA blickt die Börsenwelt nun auf die Europäische Zentralbank, die den Geldhahn immer noch weit geöffnet hat. Hier wird in diesem Jahr ebenfalls ein Zeichen einer Trendwende vom billigen Geld erwartet. Doch ganz so einfach gestaltet sich die Situation leider nicht. Da die EZB beim Ankauf von Staatsanleihen Länder wie beispielsweise Italien oder Spanien übergewichtet hat, ist auch eine gewisse Abhängigkeit entstanden. Man lebt gut damit, von der EZB unterstützt zu werden – was aber, wenn dieser Geldstrom versiegt? Ähnlich „rasche“ Schritte wie in den USA dürfte es hierzulande daher sicherlich nicht geben, da es sonst am Markt zu Verwerfungen kommen könnte. Man steckt hierzulande daher etwas in der Grube, die man selbst gegraben hat. Diesbezüglich bleibt abzuwarten, wie nachhaltig der jüngste Anstieg im Euro wirklich ist. Sollte sich abzeichnen, dass die EZB ihre expansive Geldpolitik doch (gezwungenermaßen) länger als erwartet fortsetzt, könnte auch die europäische Gemeinschaftswährung wieder einen entsprechenden Dämpfer erfahren.
Top am Aktienmarkt?
Mit diesem Hintergrund ergibt sich eine interessante Konstellation. In der Regel erfolgte eine obere Trendwende am Aktienmarkt meist nach einem Zyklus steigender Zinsen. Während in den USA gerade eine untere Trendwende zu erkennen ist, ist selbst diese in Euroland mit einem Fragezeichen zu versehen. Trotz aller Unkenrufe könnte der Aufschwung am Aktienmarkt daher weiter gehen, als von dem einen oder anderen erhofft. Ob dieser dabei dann richtig heißläuft mit der Konsequenz eines Crashs, steht auf einem anderen Papier!
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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