Von Stephan Feuerstein
Um zu Beginn noch einmal auf den Vergleich der vergangenen Woche zurückzukommen, bei dem wir gemäß André Kostolany den Aktienmarkt mit dem Herr und seinem Hund verglichen hatten, folgt nun eine weitere Erklärung, warum diese Analogie doch sehr gut gewählt ist.
Läuft ein Kurs in eine bestimmte Richtung, wird gerne damit argumentiert, dass an den Börsen eben nicht die Gegenwart, sondern vielmehr die Zukunft gehandelt wird. Das mag in vielen Fällen stimmen. Manchmal erscheint es aber, als ob die Akteure blind für die Zukunft sind und dann den einen oder anderen Faktor nicht vorausschauend einpreisen, sondern diesen Schritt eilig nachholen. Hierbei liegt der Hund weit hinter dem Herr und rennt dann weit an ihm vorbei. Genau solche Zeitabschnitte sind besonders interessant, da sie sich als sehr lukrativ erweisen können, wenn man sie rechtzeitig erkennt. Allerdings sind sie als Timing Instrument sehr schlecht geeignet, da es in Einzelfällen auch einmal Monate dauern kann, bis diese Punkte nachträglich eilig eingepreist werden. Dies war prinzipiell vor jedem Crash der Fall, so dass man die Überbewertungen im Zuge der „Dot-com-Blase“ bereits 1998 erkennen konnte.
Handelskrieg?
Das Geschehen der vergangenen Woche stand ganz im Zeichen des US-Präsidenten, der einmal mehr mit Strafzöllen auf sich aufmerksam machte. Diese wurden zum Wochenschluss tatsächlich per Dekret beschlossen, womit er die vielen Kritiker klar umgehen konnte. Man darf gespannt sein, ob sich aus der Aktion nun eine Reaktion ergibt, da auch China im Vorfeld bemerkte, man wolle „angemessen“ auf eine derartige Handelsbeschränkung reagieren. Würde der Weg des Handelskrieges weiter fortgesetzt werden, erhöhen sich auch für die USA die Kosten, die sich dann in einer steigenden Inflationsrate widerspiegeln werden. Damit nimmt dann auch der Druck auf die US-Notenbank zu, die Zinsen noch schneller anzuheben, was sich neben dem Einfluss auf den US-Dollar auch beim T-Bond-Future bemerkbar machen wird.
Steigende Zinsen auch hierzulande?
Man darf gespannt sein, wann dies geschehen wird, denn mit seiner Niedrigzinspolitik hat EZB-Chef Draghi das eigentliche Problem fehlender Reformen in diversen Ländern nicht gelöst. Hebt die Europäische Zentralbank nun tatsächlich die Zinsen an, werden die Schulden von Italien oder Spanien unerträglich und es käme voraussichtlich zu einer weiteren Finanzkrise.
Ist man also ein kluger Herr, weiß man, wann der Hund weit hinter oder vor einem läuft. An der Börse wird das manchmal nicht rechtzeitig erkannt, womit sich eben immer wieder attraktive Möglichkeiten ergeben.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes "Hebelzertifikate-Trader". Weitere Informationen zum Börsenbrief finden sie hier.
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