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So funktioniert das nicht

Donnerstag, 22. März 2018 um 13:28

Von Bernd Niquet

Das Versicherungsgeschäft ist schwierig. Nehmen wir nur einmal die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Hier kann man folgenden Lehrsatz aufstellen:

Private Versicherungen funktionieren, gesetzliche hingegen nicht. Doch woran liegt das?

Im Grunde genommen sind die Antworten darauf sehr simpel: Gesetzliche Versicherungen funktionieren nicht, weil man von den Bürgern zu geringe Beiträge verlangt und im Vergleich dafür zu hohe Leistungen gewährt. Private hingegen können sogar gute Gewinne erwirtschaften, weil hier die Beiträge den Risiken plus Gewinnaufschlag entsprechen.

Nehmen wir nur die derzeitige Diskussion über die Pflegeversicherung: Alle wollen heute mehr Pflegepersonal, das zudem besser entlohnt wird, doch niemand will dafür mehr bezahlen. Wenn die Politik hier Versprechungen macht, heißt das folglich: Entweder man erhöht die Steuern oder man macht mehr Schulden oder man leitet Steuern von anderen Verwendungen um.

Dass das alles nicht funktionieren kann, sieht eigentlich ein Blinder. Ich beispielsweise zahle etwa 50 Euro im Monat für die Pflegeversicherung. Wie man mir davon einen Heimplatz von 3.000 Euro im Monat finanzieren könnte, bleibt unerfindlich. Gerade wenn man das mit den privaten Krankenkassenbeiträgen vergleicht.

Gespannt bin ich auch auf das Modell der Bürgerversicherung. Das Problem der gesetzlichen Krankenversicherung besteht darin, dass die Beiträge im Alter geringer werden, weil sie an das Gehalt beziehungsweise die Rente gekoppelt sind. Dummerweise werden Menschen jedoch gerade im Alter besonders oft krank – und dann auch noch schwer.

Bei der privaten Krankenversicherung steigen hingegen die Beiträge im Alter enorm an. Will man jetzt also eine Bürgerversicherung einführen, wird der Staat zukünftig wohl auch noch für die heute Privaten zahlen müssen. Oder wie soll das sonst laufen?

Im Jahr 2017 haben allein die Zuschüsse des Bundes für die Renten- und Krankenversicherung etwa ein Drittel des gesamten Bundeshaushaltes ausgemacht. Und 75 Prozent des Etats für Arbeit und Soziales. Mehr als 100 Milliarden Euro sind das.

Eigentlich, und das ist das Schlimme, ist das gesetzliche Umlagesystem jedoch dem privaten Vorsorgemodell deutlich überlegen, davon bin ich fest überzeugt. Doch dafür müsste man es auch so handhaben, wie es gedacht ist. Die Politik hat es jedoch zum Selbstbedienungsladen und zum Kauf von Wählerstimmen missbraucht. Und wenn man den Wählern mehr gibt, als eingenommen wird, ist eben irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht. Dann fließen bald die gesamten Steuereinnahmen in die zerrütteten gesetzlichen Versicherungen.

Die einzige Lösung wäre es hier, alle in dieses Modell hineinzuzwingen, auch die Gutverdiener, die Beamten und Freiberufler. Doch das wird sich die verschüchterte Politik niemals trauen. Niemals. Da setzt sie lieber die Staatsfinanzen in den Sand.

Unsere gesetzlichen Versicherungen sind damit ein Modellfall für das Versagen des Staates. Der von jedem an jedem Tag besichtigt werden kann.

Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet

******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******

Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.

Am besten portofrei direkt beim Verlag bestellen: www.engelsdorfer-verlag.de/db/autorwerke.php

Der obige Text spiegelt die Meinung der jeweiligen Autoren wider. Instock übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche rechtliche oder sonstige Ansprüche aus.

 

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