Von Bernd Niquet
Das ist schon eine erstaunliche Zeit heute, in der die wichtigen Dinge nicht in diplomatischen Zirkeln besprochen, sondern per Twitter verkündet werden. Als Mensch, der noch aus einer anderen Zeit kommt, könnte man da den US-Präsidenten Donald Trump tatsächlich für einen Verrückten halten.
Ich habe allerdings zwei Gegenargumente: Erstens scheinen mir heute beinahe alle Leute verrückt zu sein, im Sinne von ver-rückt, wie ein Möbelstück, das nicht mehr an seinem Platz steht. Und zweitens halte ich Trump für durchaus bedacht.
Denn dass der neue Giftgasanschlag in Syrien nicht unbeantwortet werden darf, ist ja wohl jedem klar. Und so unterstützen die Franzosen und Engländer die USA natürlich. Nur wir Deutschen möchte gerne mal wieder, auch hier, ausschließlich das Gute im Menschen sehen.
Nun stelle man sich aber vor, dass wirklich passiert, was angekündigt worden ist, nämlich die USA schicken Raketen nach Syrien, die Russen schießen sie ab und vernichten gleichzeitig, wie ebenfalls angekündigt, die Abschussbasis der USA.
Dann würde bei uns im Lande ein Riesensturm der Entrüstung losgehen! Weil dann nämlich die Fußball-Weltmeisterschaft nicht stattfinden würde. Und das wäre natürlich die ultimative Katastrophe für Deutschland.
Der Krieg in Syrien interessiert hierzulande ja kaum jemand. Und gäbe es nicht die Flüchtlinge, würden wir ihn wahrscheinlich gar nicht wahrnehmen. Man merkt das daran, wenn man sich Nachrichtensendungen wie „heute“ anschaut, wo auch in Momenten kurz vor dem Abgrund noch ausführlich und länger als über die Politik über den Sport berichtet wird.
Gelacht wird natürlich auch in diesen Sendungen, obwohl gerade Menschen auf grausamste Weise gestorben sind. Hauptsache der Ball rollt und das Wetter ist gut. Das ist Deutschland. Und von der Kanzlerin kann man nur deswegen nicht sagen, sie ziehe ihren Schwanz ein, weil sie gar keinen hat.
Und das ist die wirtschaftliche dominierende Macht in Europa. Die Führungsmacht. Die Historiker werden einmal den Kopf schütteln.
Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.
******* DAS ENDE EINES LANGEN ZYKLUS *** NEUES BUCH *******
Bernd Niquet, „IN TIEFSTEN SCHICHTEN“, Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2015, 327 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-95744-926-9.
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